282
und mit demselben einen Tag der Zusammenkunft jener Herren
in Mölk oder Abbs zu verabreden. Gundackers Auftrag ging
nur dahin anzuhören, was sie vorzubringen hätten, und dein
Kaiser zur Entscheidung darüber zu berichten, ihnen aber auch
mitzutheilen, daß auf eine eigentliche Verhandlung nur einge
gangen werden könne, wenn sie vorher von dem geschlossenen
Bunde mit den Böhmen sich lossagten. Dieser Versuch einer
Aussöhnung blieb ohne Erfolg.
Zwei Jahre später erhielt Gundacker dieselbe Aufgabe für
Ober-Oesterreich, welche sein Bruder Karl in Böhmen zu voll
ziehen gehabt hatte, das Gericht nämlich über die Rebellen und
Widerspänstigeu. Allein es geschah unter gänzlich anderen Um
stände», so daß weder Gundacker die gleiche Energie zu entwickeln
vermochte, noch der Ansgang der Dinge ein ähnlicher war.
Oesterreich ob der Enns hatte sich wie Unter-Oesterreich mit
den Böhmen verbündet gehabt und blieb aller friedlichen Ver
suche ungeachtet bei seinem Widerstände, bis die Gewalt der
Waffen es unterwarf oder wenigstens die Bewohner zum offenen
Widerstande unfähig machte. Herzog Maximilian von Bayern
war vom Kaiser mit der Execntion beauftragt worden, und er
vollführte diese rasch und entschlossen noch vor seinem Zuge
gegen Böhmen. Durch die rasche Besetzung des Landes und ins
besondere der Hauptstadt Linz waren die Aufständischen gelähmt
in ihrer Kraft oder zertheilt unb zerstreut, bevor sie sich hatten
sammeln und rüsten können. Zum offenen Kriege war cs gar
nicht gekommen. Eben darum versuchten die Landleute, scheinbar
sich unterwerfend, durch Verhandlungen zu erringen, wozu sie
die offene Kraft nicht besaßen. Und die Umstände waren ihnen
günstig, wenigstens die Entscheidung und ihrerseits die Unter
werfung hinauszuschieben. Der Kaiser besaß nicht die volle Ge
walt über Ober-Oesterreich; er hatte an Maximilian das Land
gegeben als Pfand für die Rückzahlung der Kriegskosten, die
dieser bei seiner Hülfe gehabt hatte und noch hatte. So war
Maximilian augenblicklich im Besitz desselben. Er hatte den