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Punkte zu besprechen und so zu ändern, daß man auf einige
Wirkung hätte rechnen können, denn damals waren noch viele
Wohlgesinnte in Schlesien, die bann der Markgraf von Jägern-
dorf durch Drohung und Uebcrredung, als die kaiserlichen Propo
sitionen fehlschlugen, mit auf seine Seite zog.
Der schlesische Landtag, zu welchem Gundacker gesendet
war, fand am 12. October statt. Der Kaiser erklärte sich in
seinem Schreiben stets bereit, die Streitigkeiten in Güte beizu
legen, allein der Trotz und die Hartnäckigkeit der Böhmen ver
eitelte das. Er verlangte von den Schlesiern, sie sollten ihre
Truppen zu den seinigen stoßen lassen statt zu denen der Böh
men, bei denen die Religion nur ein Borwand sei. Gundacker
hatte eine Menge Gründe dafür vorzubringen, daß die Schlesier
verpflichtet seien, dem Kaiser beizustehen und nicht seinen Gegnern.
Allein die Schlesier antworteten, daß es sich allerdings um die
Religion handle, und daß sie für diesen Fall durch Tractate den
Böhmen verbunden seien. In der That ließen sic ihre Truppen
sich nüt den böhmischen vereinigen. Eine Replik, die Gundacker
auf ihre Antwort abfaßte, nahmen sie gar nicht an. Er mußte
endlich Breslau verlassen, ohne etwas ausgerichtet zu haben,
nachdem er schließlich noch vom Pöbel mit Steinwürsen in seine
Fenster verfolgt worden war ').
Im Frühling des Jahres 1619 erhielt Gundacker eine
zweite Mission an den Herzog Maximilian von Bayern, sowie
an die Kurfürsten von Pfalz, Mainz, Trier und Cölu, welche
auf die Bischöfe vou Bamberg und Spcier ausgedehnt wurde.
Sic betraf ebenfalls die böhmischen Angelegenheiten und bezweckte
eine gemeinsame Vermittlung dieser Fürsten und Prälaten, zu
welcher eine Zusammenkunft in Eger auf den 14. April vor
geschlagen wurde. Die Sendung war noch von Kaiser Matthias
beabsichtigt und die Instructionen (vom 14. März) zum Theil
ausgestellt, als der Kaiser am 20. März 1619 starb. Sein
') Luc ae, a. a. O. 37ö; Hurter, Kaiser Ferdinand. VIII. 347.
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