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.Freudig hatte sie diesem Ausruf entsprochen, das wundervolle
Wetter des ersten jungen Frühlings, die Lust des Maien, der
eben den Wald- belaubt und der Heide das wonnigliche Som
merkleid angelegt hatte t, das alles erweckte solche Kampfes
freudigkeit, daß die Fürsten nicht zu den Berathungen kommen
konnten.
Um Abwechslung und ein romantisch-poetisches Interesse
in das Wasfenspiel zu bringen, legte sich Ulrich mit seinem
Bruder Dietmar in einen Foreis, d. h. er nahm einen be
stimmten Platz auf einem Anger bei Friesach ein und wartete
hier, um mit jedem, der des Weges zöge oder zu ihm heraus
käme, eine Lanze zu verstechen. Hier schlug er ein Zelt und
zehn Hütten auf, steckte vier Banner und fünfhundert Speere
davor und harrte mit sechsunddreißig anderen Rittern, w.elche
ebenfalls den Frauen dienten, der Kommenden. Die Ritter zu
Friesach gingen mit Vergnügen auf diese ursprünglich der
Dichtung entnommene, aber wohl öfter im Leben ausgeführte
Idee ein 2). Von beiden Seiten konnte man kaum den Morgen
erwarten. Sowie die Sonne aufging, zogen die Ritter von
allen Seiten herbei mit reichen, glänzenden Bannern und
leuchtendem Waffenschmuck, daß sie Blumen und Gras über
schienen. Alsbald begann auch der Kampf, in welchem Ulrich
am ersten Tage wohl dreißig Speere verstach. Des nächsten
Morgens in der Frühe war er wieder der erste aus seinem
Zelt. Nachdem er bereits dreizehn Speere verstochen hatte,
begab er sich heimlich in sein Zelt zurück und von da auf
einen Berg, wo seiner bereits eine Anzahl Knechte harrten.
Hier kleidete er sich ganz neu in eine andere Rüstung und in
einen sammtnen Waffenrock, alles ganz grün, und in dieselbe
Farbe kleidete er seine Knechte. So erschien er plötzlich als ein
ganz Unbekannter auf dem Schlachtfeld, wo bereits hundert
1) Fraumdimst 63, 14.
2) B. d. Hagen Minnesinger IV. 331.
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