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Dieselbe Commission hatte auch den Auftrag erhalten, die
Uebergabe deS Herzogthums Jägerndorf an den Fürsten Karl
zu ordnen. Dieses Fürstenthum bot weniger Schwierigkeiten, als
Troppau durch seine zweifelhafte Stellung zwischen Mähren und
Schlesien gemacht hatte. Auch Jägerndorf war früher im Besitz
der Przemyslideu gewesen und hatte zu Zeiten mit Troppau
denselben Besitzer gehabt. Mit Mähren hatte es die gleiche
Gerichtsbarkeit getheilt, aber es war nie von den Ständen dieser
Markgrafschaft als ein dazu gehöriges Land gleich Troppau in
Anspruch genommen worden. Nach verschiedentlichem Wechsel
seiner Herren wurde es 1493 von König Wladislaw seinein
obersten Kanzler, dem Freiherrn Georg von Schellenberg als
Lehen gegeben, der es aber 1524 an den Markgrafen Georg
von Brandenburg verkaufte. Es blieb nunmehr brandenburgisch
dnö ganze sechszehnte Jahrhundert hindurch, bis der Markgraf
Johann Georg als einer der Hanptführer des Aufstandes und
einer der thätigsten Anhänger des Pfalzgrafen Friedrich durch
die kaiserlichen Waffen vertrieben und des Landes für verlustig
erklärt wurde. Da die Gewalt des Krieges entschieden hatte,
so machte die Uebergabe und die Besitzergreifung durch den
Fürsten Karl von Liechtenstein keinerlei Schwierigkeit. Der Lehens-
bricf über Jägerndorf datirt von Prag den 13. Mai 1623 ').
Fürst Karl konnte die Erbhuldigung in Jägerndorf nicht selbst
vornehmen; er sendete Bevollmächtigte, denen sie geleistet wurdet).
Der neue Herzog bestätigte die Freiheiten der Stadt und des
Landes, dazu auch die Religionsfreiheit, die ihnen wie den Trop-
pauern freilich alsbald verloren ging.
Die katholische Gegenreformation in diesen Landschaften
und Städten wurde, wie die Ereignisse dahin drängten, zwar
schon vom Fürsten Karl begonnen, jedoch erst in den ersten
Jahren der Regierung seines Sohnes Karl Eusebius durchgeführt
tz Dudik, a. a. O. 210 ff.; Rechtens;. Archiv A. 62.
2 ) Ens, Oppcüand IV. 18,