Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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anzunehmen, so weit es noch nicht geschehen war ! ). Zur Aus 
führung dessen und zum Schutze überließ er ihm in Prag seinen 
General Tilly mit einem großen Theil der bayerischen Armee, 
während Bucquoy mit der kaiserlichen Armee nach Mähren zur 
Unterwerfung und Beruhigung dieses Landes hätte abziehen 
sollen. Letzteres aber geschah nicht, vielmehr blieben die Kaiser 
lichen in Prag und Umgegend und sonst in Böhmen und über 
ließen sich einer Reihe von Excessen. Herzog Maximilian erließ 
daher noch vor seiner Abreise am 16. November eine dringende 
Aufforderung an Bucquoy, den Uebeln abzuhelfen, und ersuchte 
zugleich den Fürsten Karl, darauf ju sehen und zu achten, daß 
das Land davor bewahrt bleibe 2). Nichtsdestoweniger zog Bucquoy 
nicht ab; die Armee blieb und die Excesse hörten nicht aus. 
Fürst Karl vermochte ihnen nicht zu wehren, so daß Herzog 
Maximilian noch von München aus Klage an den Kaiser führt. 
Seine Meinung sei es gewesen, schreibt er am 21. Decembers, 
daß während seine durch Krankheiten und Märsche geschwächte 
Armee in Prag in Garnison bleibe, die kaiserliche nach Mähren 
und Schlesien rücke, wo der Kurfürst Friedrich sich täglich ver 
stärke; damit seien der Fürst von Liechtenstein und Bucquoy 
einverstanden gewesen, nur daß die Armee zunächst nach Mähren 
gehe. Trotz seiner Ermahnung sei dies aber nicht geschehen und 
noch am 10. December die Armee nicht von Prag abgerückt 
gewesen, so daß Plünderung und Raub fortwährend um sich 
griffen. Bei dem damaligen Zustande der Soldatesca in einem 
rebellirten und eroberten Lande lag es schwerlich in der Macht 
eines Civilcommissärs, der mit den commandirenden Generalen 
nur „gutes Einvernehmen" zu halten hatte, allen solchen Klagen 
und Unzukömmlichkeiten abzuwehren. In einem späteren Briefe 
vom 13. Januar 1621 erhebt Herzog Maximilian, der den 
Prager Dingen nur aus der Ferne zusah und Klagen wegen 
') Liechtenstein. Archiv R. 43; Patent vom 15. November 1620, 
2 ) Eb. Beil. zu R. 43. 
3 ) Harter, K. Ferdinand II. VIII. 664. 
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