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Dagegen rechnete man von jener Seite auf den böhmischen Ge
nerallandtag, den diesmal auch die mährischen Stände beschicken
wollten, aber gegen den Revers, daß sic nicht dazu verpflich
tet seien.
Der Generallandtag begann im Monat Juli 1615, aber
es gab auf demselben so viel an wichtigen Dingen zu thun und
zu verhandeln, Vorboten der großen, bald nusbrechenden Kata
strophe, daß an die Troppanische Angelegenheit wenig gedacht
werden konnte. Die Troppauer oberen Stände überreichten ihr
Promemoria gegen den Fürsten Liechtenstein und die Böhmen
versprachen es zu unterstützen, aber der Landtag endete und ließ
diese Angelegenheit völlig unerledigt. Factisch war Karl von
Liechtenstein Fürst von Troppau; selbst unter dem widerstreben
den Adel waren viele, die sich gern für ihn erklärt hätten. Er
handelte auch als Fürst des Landes und nahm Theil am schlesi
schen Fürstentage. Auf demjenigen, welcher am 14. December
1615 eröffnet wurde, bat er die schlesischen Stände, den Trop
pauer Bürgern einen Theil der alten Schätzung nachzusehen.
Seine Bitte wurde erfüllt und ihm die neue Vertheilung über
tragen. Diese benützte er zum Vortheil der ihm treu ergebenen
Bürger, worin der Adel neuen Grund zur Beschwerde fand.
Wie streitig und verwickelt das Recht um Troppau stand,
zeigt der Umstand, daß selbst Böhmen Anspruch darauf erhob.
Böhmen und Mährer verglichen sich aber in einer Unterredung
auf dem Prager Schloß ain 14. Juni 1616 dahin, daß es
zwar ursprünglich und rechtlich einen Theil Mährens bilde, daß
es aber in seinem Verhältniß zu Böhmen demselben, d. h. Mäh
ren, coordinirt und nicht subordinirt sei, daß es unmittelbar
unter der böhmischen Krone stehe. Der Kaiser wagte keine Ent
scheidung, vertröstete auf die Fortsetzung deS Prozesses und
forderte die Schlesier, die unwillig über die Kosten wurden, zur
Abfassung einer ausführlichen Information auf. Diese Schrift,
in welcher alle Punkte des Prozesses beleuchtet werden, die Stel
lung des Fürstenthums Troppau, die vermeintlichen Rechte