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Da beide Häuser gleich von Anfang ihres Auftretens
an sich durch Besitz, Ansehen und auch durch persönlichen Einfluß
auszuzeichnen scheinen, so sehen wir sie auch bald und vielfach
wichtige Landesämter bekleiden, wie wir denn schon einer Nach
richt zu gedenken hatten, die einen Christoph von Liechtenstein
als den ersten der österreichischen Landmarschälle nennt, und
andrerseits schon Dietmar im Jahr 1200 Kämmerer der Steier
mark gewesen sein soll ').
Wir werden in der nachfolgenden Geschichte, die uns
gestatten wird, mehr auf die Persönlichkeiten einzugehen, solche
Aemter und Ehrenstellen im erblichen Besitz beider Häuser
finden. Der Tradition folgend, werden wir zuerst eine Dar
stellung von der Geschichte des steirischen Hauses bis zu seinem
Ausgange geben. Wir werden dadurch den Vortheil haben,
den ganzen Gang der Geschichte des österreichischen oder fürst
lichen Hauses nicht unterbrechen zu müssen. Dies erscheint
aber um so wünschenswerther, als die Geschichte des fürstlichen
Hauses fast nur ein stetiges Wachsen und Aufsteigen zeigt,
das steirische Haus aber vielleicht schon im Sohne lllrichs des
Minnesingers seinen Höhepunkt erlebt, dann langsam abnimmt
und endlich glanzlos, wie in voller Dunkelheit erlischt, daß
man fast die letzte Spur und das letzte Ende nicht auffindet.
1) Wurm brand, Coll.'282.