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allen vorherigen Irrungen abgethan sei. Diese Erklärung machte
Michael Burggraf zn Maidburg tut Namen des Kaisers den zu
Großenzersdorf versammelten Herren ain 4. Februar 1475 *).
Die Erklärung konnte natürlich den Streit nicht beendigen,
der in der großen politischen Lage, in der feindseligen Stellung
des Kaisers und des Königs von Ungarn gegeneinander begrün
det lag. Indessen scheint es, als ob das Jahr 1475 hindurch
Ruhe eingetreten sei. Als die Spannung zwischen den beiden
großen Widersachern 1476 dem Kriege nahe war, treten auch die
Beschwerden der österreichischen Herren wieder hervor. Es er
neuerten sich die alten Klagen gegen den Kaiser, wogegen dieser
es ebenfalls nicht an Beschuldigungen fehlen ließ und ihnen
namentlich die eigenmächtig ausgelegten Steuern und Zölle vor
warf. Der Krieg erhob sich wieder und der Kaiser erhielt von
allen Seiten neue Absagebriefe. Von kriegerischen Ereignissen,
an denen die liechtensteinischen Brüder betheiligt waren, kennen
wir von diesem Jähre nur die Wegnahme des Lanstorfer Thur
mes durch Christoph, zu dessen Wiedergewinnung der Kaiser von
Neustadt aus am 20. December dem Linzer Schloßhauptmann
und den um Linz liegenden Städten den Auftrag ertheilte * 2 3 ). Auch
der Bann war erneuert und endlich von Papst Sixtus IV. selbst
gegen den Grafenecker, Heinrich von Liechtenstein und ihre Bun
desgenossen ausgesprochen 2 ). Ulrich von Grafeneck und mehrere
andere machten auch int März des Jahres 1477 ihren Frieden
mit dem Kaiser; die Brüder Heinrich und Christoph von Liech
tenstein aber, ihre Diener und Freunde fuhren fort zu König
Matthias zu stehen. Die Brüder schickten am 3. Mai 1477 dem
Kaiser erneuerte Absage, und ihre Diener und Freunde folgten
1) Chmel, Mater. II. 326.
2 ) Lichnowsky, VII. Regg. 1999.
3 ) Lichnowsky VII. 171, und die dazu gehörigen Regesten; Chmel,
Mater. II. 335; die Gegenanklagen des Kaisers in einem Schreiben an
Heinrich von Liechtenstein und Ulrich von Grafeneck, abgedruckt bei Lich
nowsky VII, CCCCXC1II.