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Georg erbat sich ihre Fürsprache zu seiner Befreiung; sie wurde
ihm auch kräftig und eindringlich zu Theil, vermochte aber doch
nicht Georgs Lage zu erleichtern und den Sinn des Herzogs
Leopold umzuändern, der alle Vorwürfe zu begründen strebte,
welche die Herzoge dem Bischöfe machten und die namentlich in
dem Bruch der Verträge bestehen sollten. Der Sprecher der
Professoren, Heinrich Flcckl, später Domdechant in Passau, er
widerte im Namen der Uebrigen, wenn ihm, dem Herzog vom
Bischof irgend eine Beleidigung zugefügt worden, so möge er
sie demselben in Rücksicht vieler anderen und großen Verdienste
gnädig vergeben und ihm erlauben, nach seinem Bischofssitz zu
rückzukehren. Der Herzog geriet!) aber über diese Vorstellung in
großen Zorn und verließ in voller Wuth den Saal, so daß der
Versuch der Universität gänzlich fehlschlug. Dieses Mißlingen
traf aber nicht blos den Bischof, sondern es war auch der ganzen
Stadt unangenehm und der Herzog selbst hatte unter den Folgen
zu leiden. Nach der Verordnung vieler Concilien war der Ort,
in welchem ein Bischof gefangen gehalten wurde, ohne weiteres
mit dem Interdikt belegt; dies Schicksal hatte also Wien betrof
fen und es durfte keinerlei Gottesdienst in der Stadt gehalten,
nicht einmal eine Glocke geläutet werden. Dieser Zustand wurde
dem Herzog Ernst, der sich damals in Oberösterreich aufhielt,
geklagt und er nahm sich der Sache an. Er schrieb an die Uni
versität und verlangte ihr Gutachten darüber, ob es für die Resi
denz der Herzoge und für die Stadt, in welcher sich so viele
ansehnliche und gelehrte Männer aufhielten, nicht entehrend sei,
daß des Bischofs Georg halber kein Gottesdienst gehalten werde;
das erscheine ihm desto unschicklicher, da der Bischof ja in keinem
verschlossenen Gefängniß sitze, sondern frei herumgehen dürfe;
begebe er sich nach St. Ulrich hinaus, so ertönten die Glocken
und es werde ein öffentlicher Gottesdienst gehalten; warum denn
das der Hauptstadt untersagt bleiben solle? Die Universität,
welche von Herzog Leopold mit ihren Bitten und Wünschen ab
gewiesen worden, wich nun seinem Bruder ans und entschuldigte