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Wer ist der muth'ge Krieger, ist keinem es bekannt?
Die schlechte Rüstung kündet nicht hohen Rang und Stand.
Es faßt die Oriflamme der löwenkühne Mann,
Und trägt sie hochgeschwungen den Schaaren weit voran!
Dort bricht er ein! nachdringen die Tapfersten im Heer'!
Man kennt aus Blut und Staube nicht Frank und Britten mehr
Zu leichter Stadt gercihet, erheben auf dem Plan
Sich Frankreichs Zelte schimmernd, die Arbeit ist gethan.
Die Feinde sind vertrieben, verbunden ist, wer wund,
Doch unbekannt geblieben ist noch zu dieser Stund'
Der Tapf're, der erfochten so ruhmgekrönten Tag,
An den in späten Jahren Frankreich noch denken mag.
4.
Seht auf des Zeltes Kuppeln ihr jene Fahne wehn.
Wo in dem weißen Felde drei gold'ne Lilien stehn?
Das ist das Zelt des Königs; die Heeresfürsten all,
Sie stehn um ihn versammelt; viel Helden allzumal.
Und mitten unter ihnen steht jener Rittersmann —
Und auf des Königs Fragen zur Antwort er begann:
Erlaß, o hoher König, mir gnädig den Bescheid;
Ein Nam' entscheidet wenig, ein Degen viel im Streit.
Und hab' ich brav gefochten, so fordr' ich das zum Lohn':
O König, hohe Herren, hört auf und schweigt davon!
5.
Und wie sie also sprechen im hohen Königszelt,
Graf Alen^on, verneigend, sich vor den König stellt.
„Verlangt es dich zu wissen, wer hier der Edle sei?
Steh ich, ihn zu enthüllen, mit einer List dir bei.
Geheim ließ ich durchsuchen ihm sein Gepäck; da fand
Mein Knappe diesen Becher hier, unter anderm Tand;