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Wie wir die Worte Hormayrs mitgetheilt haben, so würden
wir Unrecht thun, wollten wir hier nicht auch den Versen eines
edlen und trefflichen Dichters Raum geben, mit denen er die
That Christophs von Liechtenstein besungen hat. Wir meinen
die „Romanzen vom unbekannten Ritter", von Freiherrn von
Zedlitz ').
1.
Zwar hält die Fluth geschieden Frankreich von Engelland;
Ein Meer ist zwischen beiden, sic trennend, ausgespannt, —
Doch drohen sich die Blicke selbst über's weite Meer,
Und oft schwamm nach der Küste manch waffenstolzes Heer.
Viel Kampf ward dort gestritten am Uferssand; mit Macht
Von Franken und von Britten geschlagen manche Schlacht.
Wär' all das Blut beisammen, das dort geflossen ist,
Ein zweites Meer entstanden wär' schon zu dieser Frist;
Und wären die Knochen getragen auf eine einzige Stätt',
Von allen, die dort erschlagen, einen Berg es geben hätt'! —
2.
Einst zog Karol der König von Frankreich in den Streit;
Bcrtrand Gucsclin, der tapf'rc, der Hceresmacht gebeut;
Die Britten, schön gewaffnct, voll Muth entgegenstehn;
Die Rosse wiehern luftig, die stolzen Fahnen wehn.
Da sieht man Lanzensplittern, zerkrachen manches Schwert,
Zerspalten Helm und Schilde, hinstürzen manches Pferd!
Viel tapfre Franken liegen, entseelt im blut'gen Sand:
Umsonst! — die Britten siegen, es hilft kein Widerstand. —
Doch seht! — ein einz'ger Ritter schafft wieder Bahn und Licht;
Wer ist der Mann, wer kennt ihn, der so verwegen ficht?
Bei Sanct Denis, es weichet dort, wo er steht, der Feind; -
Der Tag wird noch gewonnen, der schon verloren scheint.
>) Abgedruckt in Hormayrs Taschenbuch Jahrg. 1825. l.