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König Wenzels trieb, und sie führen selbst diese Ursache an. Wie
die Dinge liegen, müssen wir das Motiv seiner Handlung bei
Herzog Albrecht selbst suchen. Die Klugheit und Geschicklichkeit
Johanns von Liechtenstein hatte das Vermögen der Familie so
vermehrt, zu einem solchen Stand von Neichthnm und Macht
gebracht, daß es vielleicht dem Herzog gefährlich zu werden schien
und andererseits eine Menge Neider und Feinde erweckt haben
mußte. Vielleicht fühlte sich der Herzog auch gedrückt von den
Verdiensten seines Hofmeisters um ihn fast drei Jahrzehnte hin
durch. Er mochte den Einflüsterungen, den heimlichen Anschuldi
gungen der Neider und Feinde ein williges Ohr schenken, und
so mochte es denn kommen, daß er sich zu Schritten hinreißen
ließ, die wir nicht als Recht und Gesetz bezeichnen können.
Zur Reue darüber oder um das begangene Unrecht wieder gut
zu machen, hatte er nicht mehr Zeit, denn er starb bald darauf,
und was den Liechtensteinern genommen war, die größere Hälfte
ihres Vermögens, blieb ihnen genommen.
Wie Herzog Albrecht, so überlebte auch Johann von Liech
tenstein dieses unheilvolle Ereigniß, das die Früchte eines langen,
ebenso mühevollen wie ehrenreichen und bisher mit glänzendem
Erfolge gekrönten Lebens auf einmal hinwegriß, nicht lange.
Der Schlag war schwer genug, um auch eine so thätige, rastlos
strebende Natur, wie sie „der gewaltige Hofmeister" besessen haben
muß, zu brechen. In der Politik finden wir ihn nicht mehr; er
scheint nur darauf bedacht gewesen zu sein, seiner Familie zu er
halten, was ihr geblieben war. Das Bedeutendste davon mögen die
mährischen Besitzungen gewesen sein, welche Markgraf Jobst im
Jahre 1396 noch durch die Schenkung eines Hauses in Brünn,
gelegen am oberen Markt an der Ecke, vermehrt hatte *). Für-
alle diese Besitzungen ließ Johann sich damals von dem genannten
Fürsten die Macht geben, mit ihnen zu machen, wie es ihm ge
fällig fei * 2 ). Er hatte aber keine andere Absicht dabei, als sie auf
') 3£. 22.
2 ) O. 17.