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— Hiermit verlor das Haus Liechtenstein denn auch seine alten
Stammsitze, das Schloß Liechtenstein über der Brühl, die Fa-
milienhäuser in Wien sammt allem, was sich in denselben befand.
Jetzt fehlte zum Schluß der Tragödie nur noch die Zustim-
mung des Bischofs Georg von Trient. Am 9. April desselben
Jahres gelobte auch dieser, wie ihm vorgeschrieben war, alles
zu halten, was seine Vettern und Brüder den drei Spruch-
richtern zugesagt hatten '). Für diejenigen, die an dieser Angclc-
legenheit betheiligt gewesen waren, scheinen die Belohnungen nicht
ausgeblieben zu sein, denn Pilgrim von Buchheim z. B. wurde
Johanns Nachfolger als Hofmeister des Herzogs Albrecht und
der Burggraf Friedrich von Nürnberg, für dessen gute Dienste
die Liechtensteiner sich hatten bedanken müssen, erhielt von den ihnen
abgesprochenen Gütern die Feste Himperg und ein Haus in Wien * 2 ).
Soweit das Thatsächliche, wie es ans den Urkunden her
vorgeht; über das Motiv der Handlungsweise Herzog Albrechts,
über die Schuld und das Verbrechen der Liechtensteiner schweigen
sie gänzlich. Wir stagen, wenn ein solches Verbrechen vorgelegen
hätte, würde nicht Herzog Albrecht zu seiner eigenen Rechtferti
gung, zur moralischen und juristischen Deckung seines Verfahrens,
das gegenwärtig nur als eine Reihe von ungerechtfertigten Hand
lungen erscheinen kann und aufgefaßt werden muß, dieses Ver
brechen in die Urkunden, die gänzlich nach seinem Willen verfaßt
wurden, mit aufgenommen haben? Statt dessen ist (als ein
zigem Motiv) nur von seiner Ungnade und den daraus
zwischen ihm und den Liechtensteinern entstandenen Mißhelligkeiten
die Rede. Das übrigens erst nach erlittenem Unrecht abge
schlossene Bündniß des Matthias von Liechtenstein mit dem
Könige Wenzel und dessen Bruder, dem Markgrafen Johann von
Brandenburg und Herzog von Görlitz scheint allerdings auf eine
Verbindung mit König Wenzel, dem Gegner Herzog Albrechts,
*) Lichnowêky IV. Regg. 2475; und S. 273.
2 ) ? ichnow « ky IV. S. 273; Regg. 2464. 2465,