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Heinrich II., der jüngste der Brüder war es, der den
kriegerischen Ruhm des Vaters fortpflanzte. Von seiner Tapfer
keit in der Schlacht bei Dürrnkrut wissen alle Chroniken und
Annalen zu erzählen. Obwohl er uns hier zum ersten Male be
gegnet, so scheint es doch, als ob der Ruf. seiner Tapferkeit und
Tüchtigkeit schon vorher begründet gewesen sei, denn es wird
erzählt, daß König Ottokar, auf Heinrich von Liechtenstein
vor allem seine Hoffnung setzend, vor dem Entscheidungskriege
alles versucht habe, ihn auf seine Seite zu ziehen. Er be
traute Wocho von Rosenberg mit diesem Aufträge und ließ
ihm durch denselben die glänzendsten Bedingungen stellen, allein
Heinrich hielt, wie sein Bruder Friedrich, treu und fest zum
Kaiser ‘). So stand er denn in der Schlacht bei Dürrnkrut
(1278) mit seinem Bruder Friedrich, wie schon vorhin erwähnt
worden, neben Konrad von Haslau an der Spitze des Heerhau
fens der Oesterreicher, auf den neben den Steirern Rudolf all'
sein Vertrauen gesetzt hatte. Auch die Steirer zählten unter ihren
Führern einen Liechtenstein, Otto, den Sohn Ulrichs des Minne
singers, der sich ebenfalls so hervorthat, daß der Kaiser seine
Verdienste belohnen zu müssen glaubte. Konrad von Haslau
war ein tapferer, alt bewährter Ritter, aber fast hundertjährig
war er der Anstrengung der langen, heißen Schlacht nicht ge
wachsen; mitten im Kampfe entsinkt das Banner seiner ermat
teten Hand, da ergreift es Heinrich von Liechtenstein und stürzt
sich mit dem Falkenberger, den Seinen voran, in erneuertem
und siegreichem Ungestüm auf den Feind, eine That, die zur
Entscheidung wesentlich beitrugt).
Inwiefern Heinrich in der nächsten Zeit an den Unter
nehmungen Rudolfs und insbesondere an der Uebertragung der
österreichischen Länder auf dessen Söhne theilnahm, wissen wir
nicht, im Jahr 1279 aber erhielt er vom Kaiser eine für Rikols-
*) Wurmbrand, Coli. 194.
2 ) Ottokars Reimchronik, 150 c. CLV.; auch Pez I. 1091 und
anderswo.