Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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Offenbar erscheint der Inhalt dieser beiden Urkunden mit 
dem Zusammenhang der Dinge, wie sie in Ottokars Chronik 
und sonst erzählt werden, in thatsächlichem Widerspruch, und es 
sind deßhalb Zweifel gegen die Aechtheit dieser Urkunden, insbe 
sondere was das Datum betrifft, erhoben worden. Weitere An 
haltspunkte, sie für unächt zu halten, geben aber die Urkunden 
selbst nicht. Die Thatsache, die Uebertragung von Nikolsburg 
ungefähr zu jener Zeit, steht fest. Daß Heinrich von Liechten 
stein aber in der That schon im Jahr 1249 mit dem Böhmen- 
könige in Verbindung stand, ja sich am 13. December dieses 
Jahres mit ihm in Brünn befand, geht ans einer dritten 
Urkunde hervor, einer am genannten Tage zu Brünn gemachten 
Schenkung des Königs Wenzel an das Kloster Tischnowitz, welche 
Heinrich von Liechtenstein bezeugt'). 
Wir können demnach die Möglichkeit, daß die Schenkung, 
von Nikolsburg wirklich an den in den Urkunden angegebenen 
Tagen stattgefunden habe, wohl nicht in Frage stellen; wir 
müssen vielmehr annehmen, daß vor dem von Ottokar erzählten 
Prager Zusammentreffen bereits enge Beziehungen zwischen Hein 
rich von Liechtenstein und dem Böhmenkönige sammt seinem 
Sohne stattgefunden haben und demnach auch in der oben mit 
getheilten Erzählung von der Gesandtschafsreise nicht alles in 
Richtigkeit sei. Richtiger wird es sein, eben ans den erwähnten 
drei Urkunden ans eine oder zwei Zusammenkünfte zu schließen, 
welche die Böhmen mit österreichischen Landherren im Anfang 
und am Ende des Jahres 1249 zu Brünn hielten?) zu dem 
Zwecke, dem Markgrafen Ottokar den Herzogshut von Oesterreich 
zu verschaffen, denn die österreichischen Herren, denen das Wohl 
ihres Landes am Herzen lag, hatten schon damals alle Ursache, 
obwohl im Repertorium verzeichnet, > nicht aufzufinden, wahrscheinlich weil 
bei Veränderung des Locals vor einigen Jahren verlegt; ebenso die dritte 
hierhergehörige vom I. 1269, welche weiter unten erwähnt wird. 
') Boczek, Codex Moraviae III. 116. 
2 ) Lorenz, a. a. O. I. 85. 
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