Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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Es war somit anders gekommen, als Christoph sich von 
dieser Ehe versprochen haben mochte. Statt daß das Vermögen 
der Anna Neumann an das Haus Liechtenstein kam, gingen seine 
und seiner Brüder Besitzungen an diese über. Das war also 
geschehen. Die liechtensteinischen Brüder — es waren außer 
Christoph noch ihrer fünf, denn Karl scheint damals schon ge 
starben zu sein — verkauften am 1. September 1574 ‘) die 
Herrschaften Murau und Grünfels um den Preis von 76.000 
Pfund Pfennige an Anna. Sie waren von der Schuldenlast 
gedrückt und hofften wohl auch, daß durch diesen Verkauf die 
Güter dermaleinst an die Familie wieder zurückfallen würden. 
Nach Hormayr^) und unsern handschriftlichen Nachrichten waren 
es sämmtliche Güter des Hauses, welche Anna erkaufte; das war 
aber nicht der Fall, denn die überlebenden Brüder zogen sich 
nach dem Tode Christophs nach Seltenheim in Kärnthen zurück, 
welches Schloß wir schon im Besitze des Nicolaus hundert Jahre 
früher getroffen haben, und welches sich auch 1536 im Ehevertrag 
Ottos VI. als die dritte noch übrige Erbherrschaft erwähnt findet. 
Was Christoph betrifft, so muß auch dieser seinen Antheil 
an Murau, wenigstens für den kinderlosen Todesfall, aufgegeben 
haben; so lange er lebte, erscheint er aber noch als der öffentliche 
Vertreter seiner Gemahlin und hatte auch seinen Antheil an den 
noch übrigen Gütern, Zehnten und Unterthanen in Kärnthen und 
außerdem noch ein Haus in St. Veit^). 
Christoph ist entweder 1580 oder 1581 gestorben; es scheint 
aber das erstere Jahr das richtige zu sein, denn in diesem Jahre 
erhielt Rudolf von Liechtenstein das erbliche Kämmereramt in 
Steiermark. Die Folge von Christophs kinderlosem Tode war 
nun, daß die Liechtensteiner von ihrer alten Stammesresidenz 
>) Bergmann in den Mittheilungen 1860, 209; im Jahrg. 1862, 
157 ist die Summe mit 67.000 Pfund angegeben; das eine oder das andere 
ist ein Druckfehler. 
2 ) A. a. O. 46. 
3 ) Bergmann, Mittheil. 1862, 157.
	        

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