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daß dieser Rudolf, welcher Zwettl verkaufte, ein Sohn Bernhards
gewesen, der allerdings nach 1418 nicht mehr erscheint. Das
Wahrscheinlichste ist aber wohl, daß Zwettl nach dem Tode
Bernhards an Rudolf wieder zurückfiel. Wie das sich auch ver
halten mag, so ging damit die genannte Stadt, welche einst durch
kuenringische Erbschaft an das steirische Haus Liechtenstein ge
kommen war, für dasselbe wieder verloren.
Rudolf III. starb wahrscheinlich im Jahre 1426 oder kurz
vorher. Am 12. August dieses Jahres nämlich erlaubte Herzog
Friedrich zu Neustadt dem noch unmündigen Leonhard von
Liechtenstein von Judenburg mehrere Lehngüter im Kaisers
winkel, an der Leiten, am Stain, im Schönthal, in der Maut,
an der Mauer, in der Muschnitz, im Tauern, in der Preding,
zu Mur, zu Schoder, zu Püchl, Segor, mit allen Gerichten, die
zu Liechtenstein und Frauenburg gehörten, und alle die Maut
schaft, welche weiland Rudolf von Liechtenstein und dessen Ge
mahlin Elsbeth von weiland Otto von Zelking und dessen Brüdern
Albrecht und Heinrich gekauft hatten, und die sie zu St. Jörgen
und in dem Nulsberg und im Lande Steter besitzen '). Das ist
also das ganze Erbe Rudolfs III., sammt der Frauenburg, deren
eine Hälfte er von Bernhard eingetauscht hatte, und mit jenen
Besitzungen, mit denen er vor der Fahrt nach Palästina von
Herzog Ernst belehnt worden war. Demnach hinterließ er als
Erben einen noch unmündigen Sohn Leonhard, und wir erfahren
zugleich den Namen seiner Gemahlin Elisabeth.
Was zunächst die letztere betrifft, so wissen wir nicht, aus
welcher Familie sie stammte; auch ist, wenn wir nicht annehmen,
daß sie eine früh verstorbene erste Gemahlin war, der Name Elsbeth
auffallend, denn später wird Rudolfs Wittwe und Leonhards
Mutter urkundlich Anna genannt. Am 26. December 1434
nämlich überweiset „Anna Wittwe Rudolfs von Liechtenstein" im
Namen ihres Sohnes Leonhard und mit Zustimmung seines
3 Muchar, VII. 186.