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zu leisten war, seine Vollmacht zu überschreiten. Er hatte geglaubt,
das Heil der Monarchie und des Landes, das bereits so viel
gelitten hatte, nicht um etlicher Millionen neuerdings aufs Spiel
zu setzen. Es war ein kühner und entscheidender Schritt seiner
seits, der dem Grafen Bubna die Ungnade des Kaisers zuzog,
da die Stellung und Bedeutung des Fürsten ihn derselben über
hob '). Schließlich konnte Kaiser Franz sich dem Gewicht der
Gründe nicht entziehen. Er durfte sich nicht sagen lassen, daß
er um einer Summe Geldes willen dem Lande den ersehnten
Frieden vorenthalten habe. So wurden am 20. October die
Ratificationen des Friedens ausgewechselt.
Der Fürst hatte während der Verhandlungen mehrfache
Unterredungen mit dem. Kaiser Napoleon. Eine derselben, wo
er den Kaiser heftig erzürnte, ist wohl würdig, an dieser Stelle
verzeichnet und aufbewahrt zu werden * 2 ). Es war bei Gelegenheit
des famosen Projekts Napoleons, die Wälle von Wien abtragen
zu lassen. Der Fürst sagte ihm: „Sie werden nichts dergleichen
thun, Sire!" — „Und warum nicht?" — „Weil das wider
Ihren Charakter ist," — worauf Napoleon in Aerger gerieth
und erwiderte: „Mein Charakter wird so bleiben, wie er immer
gewesen ist; ich werde nichts daran ändern und mir von Niemand
Lehren geben lassen." Seit dieser Scene war er immer gut
mit dem Fürsten.
In einer Unterredung mit Gentz spricht der Fürst auch
von den Motiven, die ihn zur Ueberschreitung seiner Vollmacht
bewogen haben 3 ). „Er hat mir gesagt," schreibt Gentz, „daß der
Entschluß, den Frieden mit directer Ueberschreitung seiner In
structionen in Bezug auf Zahlung zu unterzeichnen, ihm nicht
wenig gekostet habe, daß er den Zustand der Aufregung, in
welchem er sich bei der Unterzeichnung befand, Champagny nicht
') Gentz, a. a. O. 203.
2) A. a. O. 204.
3 ) A. a. O. 208.