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drohte. Sie zerschellte an den Grenadierbataillonen und den
Reitern des Fürsten, so sehr diese auch bereits ermüdet und von
den Kämpfen des ersten Tages mitgenommen gewesen. Der
Fürst war in seiner Lebhaftigkeit, Schnelligkeit und Verwegen
heit überall sichtbar gewesen; sein krummgebogener Federbusch
war in dieser Schlacht berühmt geworden. Schon der erste
Schlachttag hatte ihm zwei Pferde gekostet; am Morgen des
zweiten fielen ihm drei andere unter dem Leibe tödtlich getroffen.
Wenn eines stürzte, nahm er das erste beste Reiterpferd, das
ihm erreichbar war. Er selber blieb, wie überall, so auch dies
mal unverwundet, trotzdem er so viele Stunden im Kugelregen
und Kampfgewühl zugebracht hatte. Die Nacht lag er auf bloßer
Erde, in seinen Reitermantel gehüllt, kaum auf Pistolenschuß
weite vom Feinde. Ein Stückchen Zucker, ein Trunk schlechten
Wassers waren seine ganze Labung gewesen. In dem Armee
befehl des Erzherzogs Karl vom 24. Mai wird des Fürsten in
der folgenden Weise gedacht. „Der Herr General der Cavallerie
Fürst Johann Liechtenstein hat seinen Namen verewigt. Dieses
Gefühl und meine warme Anhänglichkeit an seine Person ver
bürgt ihm den Dank unseres Monarchen. Ich kann ihm nur
mit dem öffentlichen Ausdruck meiner Achtung lohnen." Es
wird auch Folgendes erzählt, was das Verdienst des Fürsten
noch besonders erhebt. „In der That," so heißt es bei Wurz
bach '), „waren es aber auch der Fürst Johann und sein General-
Quartiermeister Radetzky, welche den blutig erfochtenen Sieg als
solche retteten. Man hatte ja schon wegen Mafsena's heroischer
Gegenwehr sich angeschickt, die Disposition zur Retraite der
Oesterreicher gegen den Bisamberg zu entwerfen, als Fürst
Johann wüthend herbcisprengtc und, seinen lumpigen Hut in die
Augen drückend, aufschrie: „Was? retirircn? Warum nicht gar!
Die Schlacht ist ja gewonnen, sic räumen ja das Schlacht
feld und gehen hinüber!" Auf diese Nachricht kamen erst die
i) Biographisches Lexikon XV. 153.