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und unruhigere Zeiten. Zunächst unternahm damals König
Ottokar seinen zweiten Kreuzzug gegen die heidnischen Preußen,
der nicht minder schnell, nicht minder rühmlos und rcsultatlos
ablief als der erste. Nach einer Nachricht soll auch Ulrich
diesen Zug mitgemacht haben ! ); cs war aber sein Sohn Otto,
den König Ottokar zum Marschalk der Steirer, welche das
Unternehmen mitmachten, einsetzte 2). Von beider persönlichem
Antheil wissen wir nichts. Es waren aber die Steirer, welche
ganz besonders litten, denn als das eingetretene Thauwctter
Ottokar und das böhmische Heer über die Weichsel zurück
trieb und zum gänzlichen Rückzug zwang, ertranken ihrer viele
bei dem Uebergang über den Fluß, dessen Eis zerbrach. Das
war im Anfang des Jahres 1268.
Dieses Jahr sollte für Ulrich und seine Freunde durch
die Ungerechtigkeit König Ottokars noch verhängnißvoller wer
den. Es scheint sich langsam zwischen König Ottokar und den
steirischen Landherren, die dem herrischen König und insbeson
dere seinem strengen Landeshauptmann, dem Bischof Bruno
von Olmütz, einem gebornen holsteinischen Grafen Schaumburg,
gegenüber eine gewisse Selbstständigkeit zu behaupten trachten
mochten, eine bedeutende Spannung herausgebildet zu haben.
Beide, König und Statthalter, begünstigten auch außerdem die
Geistlichkeit, die Bisthümer und Stifter, in ihren Streitigkeiten
mit dem Adel. Schon drei Jahre früher war Ottokar mit dem
österreichischen Adel, der eine Menge Burgen und, wie es
scheint, manche wider die Bestimmungen des Landrcchts errichtet
hatte, in einen ähnlichen Conflict gerathen (1265), und es
war ihm gelungen die Zerstörung einer großen Anzahl von
Burgen zu erzwingen und dadurch den Adel in seiner etwaigen
Widerstandskraft zu schwächen. Aehnlichcs mochte er mit den
Steirern im Sinne haben, aber er mußte damals diesen Plan
') Historic, durum Styriae I. 97. Die spätere Erzählung macht auch
seine Anwesenheit bei dem Zuge wahrscheinlich.
2) Dttofar’ö Reimchronik c. LXXXIV. 94.
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