305
Die Franzosen waren gezwungen, sich mit großen Verlusten
zurückzuziehen. Des Fürsten erfolgreiche und in den Geschichts
werken anerkannte Betheiligung wird von anderer Seite so ge
schildert : „Als am 2. Tage — 18. Juni — das Corps des
Feldmarschall-Lieutenants Ott, von feindlicher Uebermacht hart
gedrängt, sich zum Theil in Unordnung durch das meist seichte
Flußbett der Trebbia zurückzog, waren die Russen noch im An
märsche begriffen, und das Aufrollen der ganzen Masse in einen ver
worrenen Knäuel schien unvermeidlich. Da gewahrte des Fürsten
Adlerauge, daß ein Theil der Geworfenen sich durch die Wein
gärten in die rechte Flanke der hitzig verfolgenden Polen unter
Dombrowsky bewegte. Schnell eilte er dahin, verwandelte den
Zufall in eine wirkliche Flankenbewegung, hielt dadurch die Ver
folgenden auf und verschaffte den Russen unter Suwarow Zeit,
in die Schlachtlinie einzurücken und den Feind über die Trebbia
zurückzuwerfen. Am entscheidenden 19. Juni wagte Macdonald
nach bereits eingebrochener Nacht noch einen verzweifelten Angriff,
indem seine ganze Cavallerie, in Masse formirt, vom rechten
Trebbiaufer ansprengte und große Jnfantericmassen ihr im vollen
Laufe folgten. Da setzte sich Liechtenstein an die Spitze von
Lobkowitz-Chevauxkegers, einigen Zügen Blankenstein-Husaren und
des Grenadicrbataillons Wouvcrmans unter Hauptmann Olivier
und warf die Franzosen in der buntesten Unordnung mit großem
Verluste zurück. So wie bei Würzburg der Erzherzog Karl, so
umarmte ihn hier Suwarow — der bekanntlich am Morgen
dieses Bluttages, am Siege verzweifelnd, sich beim nächsten Baum
ein Grab ausgraben ließ und sich lebendig zu begraben drohte,
wenn nicht seine Kosaken den Sieg erringen würden — vom
kleinen Kosakenpferde herab, im Hemde, mit herabhängenden
Strümpfen und offener Halskrause, statt des Marschnllstabes den
Knntschu in der Hand i ).“ Der Obergeneral Mêlas sagt in
seinem Berichte, „daß der Fürst durch Klugheit und Tapferkeit
') Hirteufeld, a. a. O.
Falke, Liechtenstein. III. Bd.
20