Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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Lieutenants, welche jünger waren und nicht die gleichen Verdienste 
hatten, wurden ihm vorgezogen. Beide, der Fürst und die 
Fürstin, erkannten darin eine große Beleidigung. Der Fürst ging 
zum Kaiser und verlangte seine Entlassung. Aber sowohl der 
Kaiser sowie die Kaiserin verweigerten die Annahme derselben; 
sie wollten ihn nicht aus dem Dienste scheiden sehen. So kam 
es denn bald darnach, nachdem Kaiser und Kaiserin die Fürstin 
Eleonore auf einem Hofballe besonders ausgezeichnet hatten, zu 
einer vollen Aussöhnung und Beilegung des Zwistes. Die 
Kaiserin empfing den Fürsten aufs Neue mit ausgezeichneter 
Huld und legte ihre Freude darüber mehrfach an den Tag. So 
schrieb sie am 9. Jänner 1771 an Lach: 
„Charles de la meilleure grâce s’est soumis sans 
plus parler de papier ou quitter. Je vous avoue, cela 
me fait grand plaisir. J’en ai d’abord donnée part à 
l’Empereur à la comédie; donnez en part au bon pa 
triarche de la famille, le prince François 1 ).“ Fürst Karl 
blieb im Dienst und wurde als commandirender General nach 
Preßburg versetzt. 
Zu dieser Zeit geschah es, daß der alte Fürst Emanuel 
starb (15. Januar 1771) und Fürst Karl in die Secundo- 
genitur eintrat und mit dem zweiten Majorat die Herrschaft 
Krumau in Mähren sowie die auf ihn entfallenden Fideicommiß- 
Capitalien erhielt. Das vergrößerte Einkommen kam ihm sehr 
zu statten, denn er brauchte reichlich für sich selber, und seine 
Lebensweise und die Stellung in Preßburg machten erhöhte An 
sprüche, obwohl er dort ohne Gemahlin lebte, die ihn nur ab 
und zu besuchte?). Im August 1772 verlieh ihm die Kaiserin 
die Anwartschaft auf das Generalcommando in Niederösterreich, 
doch da der Inhaber desselben, der alte Feldmarschall Graf 
Neipperg, noch lebte, so mußte er die Verleihung geheim halten, * 2 
q Arneth, IX. 614. 
2, Wolf, 109. 
Falke, Liechtenstein. HI. Band. 
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