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Fürsten Kaunitz, wonach Laudon ein mehr selbstständiges Com
mando erhielt').
Als die Kaiserin daran dachte, dem Fürsten Wenzel das
Obercommando zu übergeben, hatte er sich gerade durch die
Ausführung eines Auftrages anderer Art ihre und des Kron
prinzen Joseph Dankbarkeit aufs Neue erworben. Joseph hatte
sich mit Isabella, der ältesten Tochter des Herzogs von Parma,
eines spanischen Jnfanten, einer Enkelin König Ludwigs XV.
von Frankreich, verlobt, und für den 6. October war die Hoch
zeit festgesetzt worden. Die Kaiserin hatte beschlossen, sie mit
aller erdenklichen Pracht, des künftigen deutschen Kaisers würdig,
zu feiern. Zuvor aber mußte ein Mann vom höchsten Range
und Ansehen dazu ersehen werden, die Prinzessin einzuholen
und in Parma die Vermählung durch Procuration zu vollziehen.
Wer schien würdiger dazu, als der Fürst Wenzel Liechtenstein,
der, wie Arncth sagt, damals nach Geburt und persönlicher
Stellung unbestritten den vornehmsten Platz am Kaiserhofe ein
nahm? „Wenn ihn schon, was seine Herkunft und seinen Reich
thum betraf, niemand überragte, so reichte vollends an das
militärische Verdienst des Siegers von Piacenza, des Reorgani
sators der österreichischen Artillerie, keiner heran, der sonst viel
leicht in irgend welche Rivalität mit dem Chef des Hauses
Liechtenstein hätte eintreten können." Fürst Wenzel war damals
vom Ruhme umstrahlt, von Verdiensten gekrönt; er war der
Freund des kaiserlichen Hauses und niit den großen und fürstlichen
Manieren, der Gabe und Lust der Repräsentation verband er
als Chef seines Hauses die Verfügung über die Mittel desselben.
Der Fürst entsprach auch in jeder Beziehung den Wünschen
und Erwartungen der Kaiserin. Er traf die größten Anstalten,
so glänzend wie möglich aufzutreten. Seine prachtvollen Wagen
waren so zahlreich, daß sie in fünf Abtheilungen nach Parma
gingen, und als er mit der Prinzessin zurückkehrte, brauchte er
i) Arneth, VI. 227. 230.