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Am Tage nach der Schlacht war Waffenstillstand znr Be
erdigung der Todten und am 18. Juni hielt der Fürst Liechten
stein mit seiner ganzen Armee ein Tedeum, dem am Abend
die üblichen Freudenfeuer folgten mit drei Salven der gesummten
Artillerie und Musqueterie. Man hatte auch wohl Ursache dazu,
denn einen so großen und vollständigen Sieg, wo auf beiden
Seiten so viele Truppen im Kampfe gewesen waren, hatte die
österreichische Armee seit der Thronbesteigung der Maria Theresia,
ja seit den großen Siegen des Prinzen Eugen nicht erfochten.
Der Schüler Fürst Wenzel hatte sich seines großen Lehrineisters
Eugen würdig gezeigt. Ungeachtet seiner Krankheit hatte er alle
Dispositionen vor der Schlacht selbst getroffen und mit Stand
haftigkeit, Unerschrockenheit und Weisheit die Schlacht geleitet,
ohne einen Moment seinem Leiden nachzugeben.
Noch am 16. Juni, dem Schlachttage, sendete der Fürst
Liechtenstein den Grafen Althan mit der Siegesbotschaft nach
Wien. Am 23. folgte Graf Odonnell mit allen erbeuteten
Fahnen. In Wien hatte man die Kunde vom Beginne der
Schlacht durch einen Boten, der um anderer Ursache willen
abgesendet war, erhalten, wußte aber noch nichts vom Aus
gange derselben, als die Meldung des Grafen Althan von der
letzten Poststntion vor Wien der Kaiserin zukam, daß er die
Botschaft von einem großen Siege überbringe und um einen
feierlichen Einzug bitte. Von zwölf Postillionen begleitet, zog
er am folgenden Tage unter dem Jubel des Volkes in Wien
ein. Die Kaiserin fühlte durch die glänzende Waffcnthat ihre
kühnsten Erwartungen übertroffen und gab sofort dem Gedanken
Ausdruck, daß ihre Feinde nunmehr cs aufgeben würden, sie
aus Italien zu vertreiben ').
Die Schlacht von Piaccnza machte das größte Aufsehen in
der Welt, der Sieg galt für vollständig und das Verdienst des
Fürsten Liechtenstein wurde allgemein anerkannt, wie man z. B.
i) Arneth, a. a. O. 188.