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Plumenau und Rostock und übergeben dieselben der Primo
genitur, wie ebenso die Häuser in der Herrengasse zn Wien
und das sogenannte Lobkowitzischc Haus; sic cedircn ihre Rechte
an Rittberg und das ostfriesische Capital; sie cediren die vom
Fürsten Hans Adam ihnen vermachten alten bronzenen und
steinernen Statuen, sammt der bisher bestandenen Allodial-
bibliothek und den Gemälden in den zwei Galerien, im Garten
und auf den Herrschaften, „diejenigen ausgenommen, welche
nirgends ausgemacht und seithero in einem Gewölb separatim in
dem Haus in der Herrengasse verwahrt werden", (womit also
Bibliothek und Kunstsammlungen als Fideicommiß der Primo
genitur einverleibt werden). Die Brüder übergeben ferner die
neuen, vom Fürsten Hans Adam erbauten Paläste, so das in
der Stadt und das in der Rossau mit dem Garten sammt
dem Brauhaus in Licchtenthal. Für das Aufgeben aller dieser
Ansprüche aus dem Testamente des Fürsten Hans Adam ver
pflichtet sich aber seinerseits der Fürst Joseph an die drei Brüder
die jährliche Summe von 36,000 Gulden zu zahlen und ver
sichert dafür auf die Herrschaften ein Capital von 600,000 Gulden.
Die Herrschaft Lundenburg bleibt der philippinischen Linie, und
nur nach dem Aussterben derselben fällt sie wieder an die Primo
genitur zurück. Hiermit endete der zehnjährige Proceß, gewiß zu
großein Vortheil der Primogenitur. Sicherlich hatte auch Wunsch
und Wille den Glanz des Hauses möglichst ungeschmälert zu.
lassen die Brüder bewogen, soweit in ihren Sessionen zu gehen.
Es dauerte auch nicht lange, bis das Ganze an sie siel.
Unabhängig von dem Vergleich mit den drei Brüdern
hatte der Fürst Anton Florian, wie schon angedeutet, noch einen
besonderen Vertrag über die Herrschaften Schellenberg und
Vaduz mit dem Fürsten Joseph Wenzel abgeschlossen, dem dieser
Besitz durch das Testament des Fürsten Hans Adam zuge
fallen war. Dem Fürsten Anton Florian lag aber an diesem
Besitz in Verbindung mit den Bemühungen um die Einführung
in das Reichsfürstencollegium, die er mit Erfolg wieder auf-