Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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Einem ähnlichen Briefe vom 10. Juni gegenüber zog 
endlich der Fürst sein immer wiederholtes Gesuch ausdrücklich 
zurück. Am 30. November — so lange mußte er auf sichere 
Gelegenheit durch den Grafen Prampero warten, weil er die Er 
öffnung und Unterschlagung seiner Briefe fürchtete ■— schrieb er 
an den Kaiser, daß er seine Dienste auch ferner widmen und 
seine Person sacrificiren wolle, bis es seiner Gesundheit wegen 
absolut unmöglich geworden sei. Berichten freilich könne er nicht 
viel mehr, da man ihn nach wie vor von den Berathungen aus 
geschlossen halte, alle Geschäfte particulariter abgehandelt würden 
und der König, wie cs doch in Spanien Stil und Etiquette 
gewesen, keine Conferenzen mehr halte. Die Umstände änderten 
sich auch nicht. Ordnung und Oeconomie gab es nicht; der 
Hofstaat befand sich im Nothstand, während die Favoriten, die 
sich mit neuen Creaturen verstärkten, in großem Luxus lebten 
und für sich und ihre Freunde große Pensionen zu Stande 
brachten 
Der Feldzug dieses Jahres (1709) war thatenloser als 
einer der vorhergehenden. Selbst dieses, daß nichts geschah, muß 
als ein Verdienst Starhembergs anerkannt werden, da die Feinde 
fortwährend in der Uebermacht waren und man am Ende zu 
frieden sein mußte, sich im Besitzstände ihnen gegenüber zu be 
haupten. England hatte diesmal eine große Geldsumme für den 
Feldzug in Spanien bewilligt, aber es fehlte an Leuten, die 
Armee in Catalonicn auf den Stand zu bringen, daß sie die 
Offensive ergreifen konnte, und die Truppen, welche England 
versprochen hatte, konnten erst für den Feldzug des nächsten 
Jahres eintreffen. Mit Hülfe eines Succurses von 3500 Mann 
hoffte Stanhope die Citadelle von Alicante zu entsetzen, aber der 
Versuch mißlang und er konnte nur eine günstige Capitulation 
für die Besatzung abschließen. Starhemberg war nicht allein 
durch den Mangel an Truppen, sondern auch durch die Partei 
>) Schreiben an die Kaiserin Eleonora vom 30. November 1709.
	        

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