Volltext: Liechtenstein in Europa

Preussen und auch Verluste, entzog aber die Truppen der Verfügung des Bundes148. Dies aber verstiess diametral gegen die Forderungen des Landtags149 — Hausen, in dem Vorgang vom Fürsten zunächst übergangen, eilte nach Frankfurt und versuchte verzweifelt, den Bundestag zu einem entsprechenden Beschluss zu bewegen. Als er scheiterte und die Solda­ ten nach Tirol abmarschieren sollten, richtete sich die Erregung des Volkes gegen Hausen, obgleich der Fürst durch persönliches Ent­ gegenkommen die möglichen Folgen zu lindern suchte. Die Verfas­ sungskrise war da, denn am 6. Juli 1866 legten alle Abgeordneten des Landtages Protest gegen den Ausmarsch nach Tirol ein: man wollte nicht selbständig, sondern als Bundesglied handeln, und da­ mit konnte der Gegner nur Preussen, nicht aber das durch die euro­ päischen Mächtekonstellationen in den Konflikt gezogene Italien sein. Aber die österreichischen Verbindungen des Fürsten überwogen den Willen des Landes, auch wenn es in Hausen einen Rückhalt fand. Johann war zwar angesichts der Erregung bereit nachzugeben, ver­ zögerte auch den Ausmarsch — aber der Druck des Wiener Kriegs­ ministeriums war schliesslich doch zu stark. Am 18. Juli reiste er nach Vaduz, um durch die Anwesenheit seiner Person den Abmarsch zu sichern, wobei allerdings auch der nahende Friede beruhigend wirkte. Linde konnte überdies erfolgreich, aber fälschlich den Ein­ klang mit den Bundesbeschlüssen suggerieren, aber auch er sah die Problematik der Diskrepanz zwischen Fürst und Land. Andererseits war angesichts der Stellung des Fürsten und der Umklammerung Liechtensteins durch österreichisches Gebiet der Handlungsspielraum minimal, aber das Land bäumte sich dagegen auf150. Insgesamt war jedoch die Politik des Fürsten nicht ungeschickt. Seine Loyalität zur Monarchie bedeutete die stärkste Sicherung des Landes — mit seinem 148 J. Ospelt, Der 1866er Feldzug des fürstlich-liechtensteinischen Bundeskontin­ gents mit einer Lebensbeschreibung des Hauptmanns und Landestechnikers Peter Rheinberger, in: JBL 24 (1924), S. 39—74. — F. Kuhn, Das Fürstlich Liechtensteinische Truppenkontingent im Deutschen Bund 1816—1866, JBL 64 (1965), S. 153—165. — R. Allgäuer, Die Ehrenzeichen des Liechtensteinischen Militärkontingentes, in: JBL 64 (1965), S. 167—175. 149 Schaedler, Thätigkeit, S. 135—140. 150 Vgl. die Adresse des Landtags an den Fürsten: Ospelt, 1866er Feldzug, S. 46 f. Der Landtag sprach von einem «unseligen Bruderkrieg» und hoffte, dass das Kontingent nicht ausgesendet werden müsste. Er verwies auf die allgemeine Ratlosigkeit und fürchtete eine Gefährdung der Selbständigkeit. Als Ziel strebte er eine «vollständige Neugestaltung der Bundesverfassung» an. 101
	        

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