Volltext: Liechtenstein in Europa

brach den nationalen Problemen Bahn. Johann II. sah im Bund die angemessene Form staatlicher Existenz Deutschlands — er konnte sich dem dann gescheiterten Frankfurter Fürstentag von 1863 nicht entziehen, auf dem Kaiser Franz Joseph sich die Kräfte des Libera­ lismus und des Parlamentarismus nutzbar zu machen trachtete, die auf Kosten der Souveränität der Einzelstaaten an einem künftigen Bund verstärkt beteiligt sein sollten. Bemerkenswerterweise soll Linde hier massgeblich mitgewirkt haben — der Vorstoss scheiterte schliess­ lich an Preussen. Die schleswig-holsteinische Krise143 leitete dann die Entscheidung ein144. Dabei entsprach die Haltung von Fürst und Bundestagsge­ sandtschaft der Österreichs, d. h. den zunächst gemeinsam operieren­ den beiden deutschen Grossmächten, die auf Bundesexekution gegen Holstein und Pfandbesetzung Schleswigs zielten. Mit dem Liebling der Liberalen, dem Herzog von Augustenburg, hatte der Fürst wenig im Sinn. Damit aber tat sich erstmals in einer allgemeinen Frage eine Diskrepanz zum Land auf, das von (deutschem) nationalem und libe­ ralem Geist erfasst war. Die Erinnerung an die Befreiungskriege 1813/15 wurde beschworen — die neue Landeszeitung griff Kon­ gresseuropa, Fürstensouveränität und Bundestag an und trat für die Rechte des Augustenburgers ein. Dies führte sogar zum Zusammen­ wirken mit vorarlbergischen nationalen Bestrebungen145. Vor allem begann der Landtag erstmals eine Gegenposition gegen den Fürsten in einer aussenpolitischen Frage zu beziehen. Die Kürzung von Lindes Gehalt auf ein Drittel war eine Demonstration: man wünschte Auskunft, forderte die Option für den Augustenburger. Es war aber eine Prärogative des Fürsten in Frage gestellt, wenn nun über seine Bundespolitik Rechenschaft gefordert wurde. Der Fürst zeigte bemerkenswerte Schwächen, als er den Landesverweser auf den unmittelbaren Kontakt mit Linde verwies, der freilich ohnehin mehr als der Fürst die Bundespolitik bestimmt hatte. Linde und der Landesverweser konnten recht geschickt den aussen- politisch noch unerfahrenen Landtag beruhigen. Immerhin unterzeich­ 143 J. Daebel, Die Schleswig-Holstein-Bewegung in Deutschland 1863/64, Diss. Köln 1969. — Srbik, Deutsche Einheit 4, S. 81—164. 144 Schaedler, Thätigkeit, S. 103. 145 Geiger, Geschichte, S. 371 f. Kein Hinweis bei: Bilgeri, Geschichte 4. 99
	        

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