Volltext: Liechtenstein in Europa

schwung einsetzte132. Dennoch vollzog sich allmählich wieder eine Gewichtsverschiebung vom Landtag neuen Typs zu dem ausgebauten bürokratischen Apparat mit: dem Landesverweser an der Spitze. Da­ für hat man bisher die starke Persönlichkeit Hausens und seiner Nachfolger verantwortlich gemacht. Allerdings hat auch die nun einsetzende relativ starke legislative Tätigkeit des Landtags von selbst die Beamtenschaft, zumal den Landesverweser, durch die .wachsenden Exekutionsaufgaben gestärkt. Hinzu kamen aber auch noch die Ent­ rücktheit des Fürsten und die Auflösung des Deutschen Bundes. Immerhin konnte man vor 1866 die Gemeindeverfassung verbessern, die letzten Reste des Feudalismus beseitigen und eine Steuer- und Gewerbeordnung erlassen. Die Bundespolitik nach 1850 Die Neuregelung des Verhältnisses zu Österreich nach Auslaufen des Zollvertrags verlief schliesslich recht zufriedenstellend, nachdem die Kündigung durch die Habsburger Monarchie zunächst eine kritische Situation heraufbeschworen hatte133. Die Stimmung im Lande ver­ wies auf die Alternative der Schweiz, die freilich angesichts der Ge­ samtkonstellation politisch nicht erreichbar war. Dabei artikulierte sich eine offene Distanz zu Österreich, die durch die sichtlichen Vor­ teile des Vertrages nicht ausgeglichen werden konnte — Ausdruck des offenkundigen neuen Landesbewusstseins. Andererseits erwies sich auch die Einigung mit dem konstitutionellen Österreich, d. h. nun auch mit dem Reichstag, als schwieriger. Aber auch Österreich war im Zeichen des letzten Aufbäumeris gegen die kleindeutsche Zolleinigung auf einen Kompromiss angewiesen134. So verblieben die Zollverträge mit einigen Kompensationen für Österreich. Die liechtensteinische Bundespolitik nach 1850 war vor allem die Politik Lindes. Der Bundestag hatte im Zeichen des österreichisch- 132 Ospelt, Wirtschaftsgeschichte. — Geiger, Geschichte, S. 310—328. 133OspeIt, Wirtschaftsgeschichte,S. 371—375. — Geiger, Geschichte, S. 336—344. 134 H. Benedikt, Die wirtschaftliche Entwicklung in der Franz-Joseph-Zeit, 1958. — Herbert Mäthis, Österreichs:'Wirtschaft' 1848—1913. Konjunkturelle Dyna­ mik und gesellschaftlicher Wandel"im Zeitalter Franz Josephs I., in: Bericht über den 11. österr. Historikertäg (1971), 1972. — A. Wandruszka u. P. Urba- nitsch (Hg.), Die Habsburger Monarchie 1848—1918. Bd. 1: A. Brusatti (Hg.), Die wirtschaftliche Entwicklung, 1973. 96
	        

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