Volltext: Liechtenstein in Europa

Es ist etwas Eigenartiges um unser Thema: Während langen Jahr­ zehnten — zumal in den «fetten Jahren» der Hochkonjunktur — war nur selten vom Kleinstaat die Rede. Dann aber wurde die Frage wieder äusserst aktuell: in Zeiten der Bedrohung, ja der radikalen Infragestellung. Eigentlich müsste sie uns aber dauernd vor Augen stehen. Die grosse Herausforderung nach dem Zweiten Weltkrieg Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Thema «Kleinstaat» — ange­ sichts der Katastrophe der Politik der Grossmächte — eine Zeitlang sehr aktuell. In der Ausweglosigkeit und Verzweiflung wandte sich das politische Denken sehr intensiv dem Studium des Kleinstaates zu. Die Grösse des Kleinstaates — die mögliche Grösse des Kleinstaates — wurde neu erkannt: Athen, Assisi, Florenz, Basel, Weimar, Brügge, Genf. Es war nicht bloss eine romantische Flucht in die Geschichte, sondern diese Kleinstaaten wurden wieder lebendig als Leitbilder — als Her­ ausforderung! — für eine neue Form menschlicher Gemeinschaft. Diesen aufgewühlten Jahren verdanken wir entscheidende Anstösse für die Erneuerung des politischen Denkens, — nicht zuletzt durch das neue Nachdenken über den Sinn des Kleinstaates. In diesem Suchen — zwischen Resignation und Utopie — hat es auch nicht an sehr radikalen Diagnosen und Postulaten gefehlt: Ich erinnere nur an eine der radikalsten Stellungnahmen und Apologien des Klein­ staates. Sie stammt von einem österreichischen Autor: Leopold Kohr, der 1909 in Innsbruck geboren, in den dreissiger Jahren nach Kanada ausgewandert ist und später in den USA, Puerto Rico und Wales lebte und lehrte, hat sein Nachdenken 1957 in dem Werk «The Breakdown of Nations» zusammengefasst. Seine «neue politische Philosophie» wollte das Ganze des sozialen Universums «transparent» machen: «Hinter allen Formen der sozialen Misere» sieht er nur 
eine Ursache: «bigness». «Wo immer etwas falsch ist, ist es zu gross.» Diese «Grösse», diese «übersteigerte Grösse» glaubt er als das 
eine und 
einzige Problem der Schöpfung zu erkennen. Die Grossstaaten sind durch die Grösse unregierbar geworden. Aber weit mehr: Es ist «immer die Grösse und 
nur die Grösse», welche die Probleme der 11
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.