Volltext: Liechtenstein in Europa

tation der Untertanen überlebt hatte — es war wichtig, sich zu Wah­ len zu versammeln, diese in augenfälligen Formen zu vollziehen, so dass oft ein Volksfest daraus wurde. Die Tradition der Landsgemein­ den verwies in einem monarchisch verfassten Gebilde auf die benach­ barte republikanische Schweiz19. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts freilich rieben sich die Herrschafts­ prinzipien der fürstlichen Verwaltung, vor allem des Landvogts, immer mehr mit den Landestraditionen — die Richter genügten immer weniger den Massstäben, so dass eine Praxis der Nichterset- zung zu beginnen schien — aber der Fürst wollte noch nicht mit dem alten Brauch brechen. Es war also doch noch ein kräftiges Stück alt­ ständisch-patriarchalischer Welt, die mit den Gedanken der Franzö­ sischen Revolution konfrontiert wurde — freilich ohne dass diese im Land Fuss zu fassen vermochten20. Der Umsturz der Napoleonischen Zeit Im Reich führte die Auseinandersetzung mit dem revolutionären Frankreich zu einem völligen territorialen Umsturz, der sich in zwei w Sehr stark wird neuerdings die Nachbarschaft der Schweiz in ihrer Wirkung auf die Verfassung Vorarlbergs betont: Vgl.: B. Bilgeri, Geschichte Vorarl­ bergs 1—4, 1971—1982. Ohne Frage dürfte die Schweizer Nachbarschaft eine sehr starke indirekte Rolle für die Verfassungsentwicklungen nicht nur in Vor­ arlberg, sondern auch in ganz Oberschwaben gespielt haben — wobei freilich auch die fiktive Vorstellung von der Schweiz als einer Bauernrepublik eine grosse Rolle spielte. 20 Die relativ geringe Auswirkung der Französischen Revolution auf Liechtenstein hing offensichtlich mit dem Fehlen einheimischer Intellektueller zusammen. In Tirol und Vorarlberg gab es ebenso wie in der schwäbischen Nachbarschaft Spuren von französischen Sympathien, die freilich nicht überbewertet werden dürfen. Vgl.: H. Reinalter, Aufklärung-Absolutismus-Revolution. Die Ge­ schichte Tirols in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, 1974. — Ders., Aufge­ klärter Absolutismus und Revolution. Zur Geschichte des Jakobinertums in der frühdemokratischen Bewegung in der Habsburger-Monarchie, 1980. — Ders., (Hg.), Jakobiner in Mitteleuropa, 1977. — E. Hölzle, Das alte Recht und die Revolution. Eine politische Geschichte Württembergs in der Revolutionszeit 1789—1805, 1931. — U. J. Wandel, Verdacht von Democratismus? Studien zur Geschichte von Stadt und Universität Tübingen im Zeitalter der franzö­ sischen Revolution, Contubernium 31, 1981. — E. Fehrenbach, Deutschland und die Französische Revolution, in: Geschichte und Gesellschaft, Sonderheft 2, (1976), S. 232—253. — Dies., Vom Ancien Regime zum Wiener Kongress, Grundriss der Geschichte 12, 1981, S. 154—161 (gute Zusammenfassung). — H. Scheel, Süddeutsche Jakobiner. Klassenkämpfe und republikanische Bestre­ bungen im deutschen Süden am Ende des 18. Jahrhunderts, 
31979. — P. Stulz/ A. Opitz, Volksbewegung in Kursachsen zur Zeit der französischen Revolu­ tion, 1956. — F. Valjavec, Die Entstehung der politischen Strömungen in 54
	        

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