Volltext: Liechtenstein in Europa

lung entrückte das Haus Liechtenstein der krisenhaften Finanz­ situation vieler fürstlicher und gräflicher Häuser im Schwäbischen Kreis, wo seit dem 17. Jahrhundert die Diskrepanz zwischen der schwachen territorialen und finanziellen Basis, den rapide wachsen­ den bürokratischen und administrativen Aufgaben, den steigenden Reichs- und Kreissteuern immer deutlicher wurde11. Gleich einigen an­ deren erbländischen Häusern ermöglichte diese Situation der Dynastie aber auch eine Politik des lockeren Zügels, die einerseits traditionelle Freiräume beliess, andererseits aber nicht übermässig viel für eine Modernisierung tat. Herrschaft und Landschaften Liechtensteins im Alten Reich Veränderungen resultierten aus dem spezifischen Charakter einer Herrschaft aus der Ferne. Dass einst die Herren von Brandis, die vor den Sulz, Hohenems und Liechtenstein die Herrschaften innegehabt hatten, hoch privilegiert waren, stärkte indirekt eine landschaftliche Vertretung der Liechtensteiner um den Kern der Landammänner12. Diese verlor jedoch nach 1719 schnell an Gewicht — das finanzielle Desinteresse des reichen Hauses Liechtenstein Hess die Bedeutung der landschaftlichen Verfassung rasch schwinden: es bedurfte zu seiner Kreditsicherung nicht der Bürgschaften und Steuerzahlungen seiner Untertanen im Tal des Alpenrheins. Trotz absolutistischer Ansätze bei den Hohenems hatte die räumliche Nähe zum finanzschwachen Landesherrn patriarchalische Züge kon­ serviert. Die hohe Privilegierung der brandisischen Herrschaft, aber auch traditionelle alpenländische Freiheitsrechte machten die Gerichte zu Kristallisationskernen der landschaftlichen Verfassung — dennoch gewann rasch die Anbindung an die Finanzen eine zentrale Bedeu­ tung. Die hohenemsischen Landschaften Vaduz, Schellenberg und Hohenems haben für die hohenemsischen Schulden gebürgt, damit 11 J. J. Moser, Von dem Reichs-Ständischen Schuldenwesen, Tl. 1—2, 1774—75. — Dazu: V. Press, Die aufgeschobene Mediatisierung. Finanzkrise der Klein­ staaten und kaiserliche Stabilisierungspolitik, in: 32. Versammlung deutscher Historiker in Hamburg 1978, Beiheft zu Geschichte in Wissenschaft und Unter­ richt, 1979, S. 139—141. — Demnächst: Ders., Die Finanzkrise des deutschen Hochadels im 17. und 18. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Historische For­ schung. 12 Zur älteren Verfassung Liechtensteins, trotz einer gewissen Idealisierung, bis heute immer noch: Kaiser, Geschichte, passim. 51
	        

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