Volltext: Liechtenstein in Europa

bem Weg zwischen Liechtenstein und Schwaben — durch Maria Theresia, die die Allodialerben, die Truchsessen von Waldburg, allein als österreichische Landsassen beliess, rückte das Fürstentum noch weiter von den nördlichen Nachbarn ab9. Die Erringung von Reichsfürstenwürde und Reichsstandschaft ge­ nügte also dem Hause Liechtenstein. Vaduz und Schellenberg waren für dieses nur ein finanziell unbedeutendes Nebenland, den eigent­ lichen Grundlagen der Stellung des Hauses weit entlegen, auf dem aber sein vornehmster politischer und sozialer Status gründete. Die Einkünfte der gewaltigen mährischen-österreichischen Herrschaften trugen die Dynastie — sie und die zahlreichen Palais in Wien waren die Schnittpunkte ihrer Stellung. In Wien war seit dem letzten Vier­ tel des 18. Jahrhunderts das Verwaltungszentrum, die Hofkanzlei — das kleinere Ländchen in den Alpen wurde von ferne regiert, und diese Distanz führte immer wieder zu Kollisionen zwischen den ab­ strakten herrschaftlichen Vorstellungen in Wien und den Traditionen des Landes10. Der Repräsentant des Fürsten in Vaduz war der Land­ vogt, der an die Weisungen der Hofkanzlei gebunden war, jedoch aufgrund der grossen Entfernung und eines beschränkten Interesses in Wien zunächst einen relativ grossen Handlungsspielraum hatte — es entsprach überdies adeliger Herrschaftspraxis, wenn in seiner Person ein Puffer geschaffen war für gegenläufige Interessen des Landes und der Fürsten. Den letzteren war das Tal des oberen Rheins fremd — erst 1842 bemühte sich Alois II. als erster Fürst in sein Land, dann freilich mit der Demonstration seines besonderen Interesses. Damit bestimmte sich der Stellenwert des Fürstentums für die Dyna­ stie bis ins 19. Jahrhundert hinein — die erbländische Magnatenstel­ 9 Zum Erwerb von Hohenems durch Österreich: L. Welti, Vorarlberg und seine territoriale Entwicklung, in: F. Metz (Hg.), Vorderösterreich. Eine geschicht­ liche Landeskunde, 
21967, S. 655—672, hier: S. 664. 10 Die Ausbildung der Hofkanzlei bedeutete einen wichtigen Schub der Bürokra- tisierung — erst mit ihr wurde das Haus Liechtenstein den Anforderungen der politischen Rolle gerecht^ die die Reichsfürstenwürde mitbrachte. Vorher besass das Fürstenhaus nicht das Instrument zu einer intensiven Regierung; die Me- . thode, Kommissionen zu entsenden, reichte nicht , aus., Die .'Doppelrolle des Fürsten Josef Wenzel, der als-einer der führenden - Politiker Österreichs sehr stark am Wiener Hof engagiert-war, hemmte überdies die bürokratischen Mo- dernisierungsmassnahmen — . der' Kontrast der Verhältnisse in Vaduz und Schellenberg, zur häufig kostspieligen «Überbürokratisierung» vieler im Lande residierender kleinerer Reichsfürsten und Tgräfen ist unverkennbar. Ich danke an dieser Stelle für freundliche Hinweise Herrn-Paul Vogt.' 50
	        

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