Volltext: Liechtenstein in Europa

Im folgenden möchte ich als Schweizer in den Kapiteln «Dauernde Neutralität und Neutralitätspolitik» sowie «Aufgaben des neutralen Kleinstaates in der Völkergemeinschaft» noch einige Worte über mein Land hinzufügen. Dauernde Neutralität und Neutralitätspolitik Wenn man die heutige Situation illusionsfrei würdigt, wird man zur Einsicht geführt, dass der «Hauptbeitrag unseres (schweizerischen) Kleinstaates zum Frieden» nach wie vor die «dauernde Neutralität» und eine klare Neutralitätspolitik sind. Es war nie richtig, zu behaup­ ten, dass der dauernd neutrale Staat «keine Aussenpolitik hat». Es wird zu Recht auf die unausweichlichen Gemeinschaftspflichten und die Mitverantwortung auch des neutralen Staates für die engere und weitere Völkergemeinschaft, für den Frieden im engeren Kreis, für den Frieden in Europa und für den Weltfrieden hingewiesen, und die Forderung nach einer aktiveren Aussenpolitik erhoben, was aber nicht mit aussenpolitischer Betriebsamkeit (mit Friedensappellen, Regie­ rungserklärungen, Friedensdemonstrationen am laufenden Band ü. ä. m.) verwechselt werden darf.41 Das Ergreifen der umfassenderen Verantwortung wird auch deutlich in der schrittweisen Entfaltung der Leitidee der Neutralität in den letzten Jahrzehnten: «Neutrali­ tät» — «Neutralität und Solidarität» — «Neutralität, Solidarität, Uni­ versalität und Disponibilität». Was das bedeutet, ist in Vaduz in den letzten Jahrzehnten immer wieder von prominenten Sachkennern neu dargelegt worden. Wir geben uns in der Schweiz Rechenschaft, dass die Neutralität seit den dreissiger Jahren und namentlich seit dem Zweiten Weltkrieg letzten Jahren da und dort deutlich geworden?! Diese Situation ist eine Chance , für die Kleinstaaten, für das Wirken aus den Kleinstaaten heraus. Botschafter Bindschedler ruft die Kleinstaaten übrigens auf, ihre Möglichkeiten — auch die skeptisch beurteilten — zu nutzen, nicht abzudanken, und gegen­ über «den in Mode gekommenen Gipfelkonferenzen» zur Methode einer «diskre­ ten und geduldigen Diplomatie zurückzukehren» und sich vor allem auch um die Zusammenarbeit zwischen den Neutralen und den Non-Aligned einzusetzen. •Die Zusammenarbeit unter diesen Staaten und ein gemeinsames Vorgehen wür- . den deren Einfluss auf die Machtblöcke verstärken.» Ich würde aber auch die individuelle Wirkung des Kleinstaates und vom Kleinstaat aus auf die Welt­ politik und den Weltfrieden und insbesondere auch auf die europäische Politik und den europäischen Frieden höher einschätzen. 41 Vgl. dazu Rudolf Bindschedler, a. a. O., 2. Spalte, unter der Rubrik «untaug­ liche Bestrebungen» und 4. Spalte, «Aussenpolitik und diskrete Diplomatie». 37
	        

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