Volltext: Liechtenstein in Europa

des Kleinstaates in einer Zeit, in der offensichtlich doch: ganz andere Anforderungen an eine politische Ordnung gestellt werden? Drängt nicht alles zur grossräumigeri Ordnung? Solange sie universal — in einem Weltstaat— noch nicht möglich ist, doch wenigstens innerhalb der grossen Lager der geteilten Welt? Was sollen und wollen die (1981) 26125 Einwohner des souveränen Staates Liechtenstein, die (1980) 365 000 Luxemburger,-aber auch die (1980) 6,365 Millionen der Schweiz oder die (1981) 7,5 Millionen Österreichs neben den (1981) 267,7 Millionen der UdSSR, oder die (1981) 940 000 Einwohner von Mauritius neben den (1981) 683 Millionen Indiens, oder die (1979) 8 000 Einwohner der souveränen Republik Nauru neben den (1981) 996,2 Millionen (nach den neuesten Meldungen 1982 über 1 Milli­ arde!) der chinesischen Volksrepublik? Auch eine sehr nüchterne Verteidigung des Kleinstaates ruft heute sofort allerlei Bedenken, ja sehr oft einer tiefen Skepsis. Die Haupt­ einwände kommen aus wirtschaftlichen Überlegungen oder aus Über­ legungen der militärischen Landesverteidigung. Kann der Kleinstaat noch Schritt halten mit den wirtschaftlich-technischen Fortschritten der Grossen? Hat der Kleinstaat noch die Möglichkeit, seine Existenz in einer Gesellschaft der Mächtigen, vor allem gegenüber der unheim­ lichen Überlegenheit der Supermächte zu verteidigen und zu erhalten? Wie oft hat man in den letzten 150 Jahren dem Kleinstaat — der «Kleinstaaterei» — das nahe Ende vorausgesagt? Nicht nur vom imperialen Machtstaatsgedanken her, sondern mehr und mehr auch als ehernes Gesetz des Fortschrittes: der Unitarisierung und der Ra­ tionalisierung. Viele können sich dieser bedrängenden «Zwangsläufig­ keiten» — wie sie meinen — nicht erwehren. Man stösst überall auf diese Skepsis und Resignation — auf die Neigung zur Abdankung! Ein amerikanischer Kultürkritiker hat diese verbreitete Stimmungen der «freien Welt» zutreffend als «giye-it-up-philosophy», als Philoso­ phie des Abdankens charakterisiert.39 Wenn man einfach die Zahlen über das wirtschaftlich-technische Potential vergleicht, z. B. über die 30:Einer der grossen''Historiker der Gegenwart, Golo Mann, hat unsere Zeit schon vor Jahren als «Zeitalter . der: Abdankung»gezeichnet;'Einer der grossen. Histo­ riker Frankreichs, Pierre:; Chaunüj. Professor an- der: Sorbonne, ist, unabhängig davon, zur Signatur des «renoncement» für unsere Epoche geführt.worden. 34
	        

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