Volltext: Liechtenstein in Europa

tenstein zu stehen. Dies ist eine Aussage, die in ihrem Rang mit den feierlichen Vereinbarungen des Wiener Kongresses wohl verglichen werden kann, der aber im Zeitalter der Atomwaffe im heutigen Europa eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Trotzdem muss man sich bewusst sein: Papier ist Papier. Die Hel­ sinki-Schlussakte sind Instrument der Entspannungspolitik und erst mit der gelungenen Durchführung derselben werden sie Realität ge­ worden sein. Die für die Zukunft wertvollste, allerdings auch opfer­ reichste Perspektive ergibt sich aus dem Aufruf an Liechtenstein, solidarisch mit allen arideren Teilnehmerstaaten, solidarisch, vor allem auch mit den anderen Neutralen und nichtpaktgebundenen Teilneh­ merstaaten, an der Präzisierung des Entspannungsprozesses in Europa direkt mitzuwirken.36 Die Auffassung, Liechtenstein könne zwischen seinen beiden Nachbarn friedlich leben, es hätte mit seiner Unter­ schrift in Helsinki seine Pflicht getan und damit internationale An­ erkennung erreicht, wie sie nun nach dem Helsinki-Gipfel nur noch nachklingen könne, diese Auffassung, dass jetzt nur noch das Frauen­ stimmrecht einzuführen und damit liechtensteinischerseits alles, was KSZE-Staaten von ihm fordern könnten, getan sei, diese Auffassung, sollte sie je liechtensteinisch gewesen sein, geht wesentlich an der KSZE vorbei. Sie wäre eine Verkennung der politischen Realität wie sie sich für die übrigen Teilnehmer darstellt. Eine solche Verkennung würde einen Abstieg vom Helsinki-Gipfel bedeuten, der sich aussen- politisch und souveränitätspolitisch auf Liechtenstein wohl negativ auswirken könnte. Eine mangelnde Präsenz Liechtensteins würde un­ ter den übrigen Teilnehmerstaaten wohl auch mit Bedauern registriert. Warum mit Bedauern? Hat es Liechtenstein, wie andere europäische Kleinstaaten, verstanden, in der KSZE in besonderem Sinn für ein politisches Modell einzutreten, das in unersetzlicher Weise europäisch ist, die europäische politische Vielfalt belebt und befruchtet, weil es 58 Hier sei ausdrücklich auf die genannte N +. N Gruppe an der KSZE verwiesen. Diese Gruppe der neutralen und nicht paktgebundenen Staaten umfasst Öster­ reich, Zypern, Finnland, Liechtenstein, Malta, San-Marino* Schweiz,-Schweden und Jugoslawien. Die N + N Gruppe ist nicht • mehr als ein lockerer Konsul­ tationsmechanismus. Eine Abstimmung, der politischen Haltung wäre bei der Verschiedenheit der • Mitglieder unmöglich. Die N + N ' Gruppe ist nicht ein weiterer Block zwischen, den ^Militärbündnissen. Versuche, die - neutralen und nicht paktgebundenen Staaten in diese Richtung zu drängen, würden zur «Neu­ tralisierung der. Neutralen» führen. Die Stärke der Gruppe beruht nicht allein in ihrer Vermittlertätigkeit im West-Ost'Gegensatz, sondern gerade darin, dass jeder Teilnehmerstaat im eigenen Namen für seine eigenen Interessen und Ziele eintritt. 186
	        

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