Volltext: Liechtenstein in Europa

sam aufs Glatteis zu führen — denn so muss man wohl den Hinter­ grund und ursprünglichen Gedanken der KSZE verstehen — kann aus diesem verzweifelten Versuch — gerade insofern er nicht so ge­ lingt wie es sich die Urheber vorstellen — nicht auch etwas Neues entstehen? Man wird sich der Vorstellung von einem neuen, entspannten Ver­ hältnis unter den Staaten Europas, das da sozusagen mitten im Kalten Krieg plötzlich in Sichtweite kommt, nur mit grösster Vorsicht nähern. Dieses Terrain ist offenbar schillernd wie die Entspannungs­ politik selbst. Von ihr versprechen sich beide Allianzen zuerst die Förderung ihrer eigenen Absichten. Wenn man, von einer realisti­ schen Betrachtung der Verhältnisse in Europa ausgehend, Klarheit über die echten Möglichkeiten für ein neues Verhältnis unter den zu­ künftigen Teilnehmern einer KSZE gewinnen will, wird man von vornherein sagen müssen: 1. Ein sogenanntes neues, entspanntes Verhältnis kann vorerst nur hypothetisch sein. Die ganze Entspannungspolitik ist vorerst bei der Sicherheitspolitik auf Kredit entliehen. Ein entspanntes Verhältnis ist nur denkbar unter der Voraussetzung, dass glaubhafte Abschreckung gegen jede denkbare Bedrohung existiert. Wer dies nicht einsieht, der wird seine Sicherheit vernachlässigen und ist dann erpressbar. Die Entspannungspolitik in ihrer ersten Leseart, Fixierung in der Unter­ legenheit, geht an ihm in Erfüllung. 2. Unter der ersten und daher zwischen Rivalen nicht diskutierbaren Voraussetzung, dass jeder-die Lage sicherheitspolitisch im Griff hat, bevor man sich auf das Terrain der Entspannungspolitik vorwagt, wird es denkbar, dass man sich in einer gewissen 
Abstraktion von der Realität vom strategischen Kräftefeld auf die Ebene der 
politischen Gespräche begibt. Nur so kommt es zu jener .Plattform, die wir als KSZE kennen, an der die einzelnen Staaten Europas unerwarteter Weise als gleichberechtigte Partner , und nicht mehr entsprechend ihrem Kräftepotential oder ihrer Zugehörigkeit zu Militärallianzen teilnehmen und die normalisierte Ausgestaltung ihrer Beziehungen diskutieren. 3. Aber auch dann ist dieses neue gemeinsame Terrain — zuerst jeden­ falls — 
marginal. Es bleibt begrenzt auf jenen schmalen Raum, in 154
	        

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