Volltext: Liechtenstein in Europa

angesetzt hätte, so könnte man nicht weiter seyn.»3 In der Tat ver­ wöhnte die Beschaffenheit des Bodens die Siedler im Gebiet des heutigen Fürstentums Liechtenstein nicht. Ausser den spärlichen, gut bewirtschaftbaren Äckern und Wiesen am Eschnerberg, den von Rüfe- gängen geschützten Hanglagen an der rheintalseitigen Bergkette des Dreischwesternmassives und nebst einigen Alpen musste die Bevölke­ rung in der Talebene das bewirtschaftbare Kulturland dem Rhein abtrotzen.4 Landvogt Josef Schuppler (1776—1833) schilderte zu Beginn des 19. Jahrhunderts in poetischer Diktion die arkadische Landschaft so: Der «Eschnerberg ist fruchtbar, und die Ansicht rei­ zend. Auf seiner grössten nördlichen Höhe erquiken durchmischte Laub und Nadelwälder das hingerichtete Auge; an der Ost-Ost-süd, — und zum Theil westsüdlichen Abdachung prangen herrliche Reeben in üppiger Fülle, und den andern Theil des Berges, samt den sanft abhängigen Ebenen zieren zwischen ländlichen schlechten, mit blühenden Baumgärten gruppirten Wohnungen, schöne Weingärten, fruchtbare Felder, und flurreiche Wiesen.»5 Das Rheintal war dauern­ der Überschwemmungsgefahr ausgesetzt, und durch versumpftes Ge­ biet zogen «matte Wasser», sagte Schuppler um 1815.® Wenige Jahre vorher, um 1808, meinte der erwähnte fürstliche Inspektor Georg Hauer, die wassergeschwängerten Riede sollten entsumpft und ihrem «wüsten Zustande seit der Schöpfung» entrissen werden.7 Überdies verhinderte ein abrupt wechselndes Klima den kontinuierlichen Wachstum der Saaten, Sträucher und Bäume. «Der Südwind, nach der Landessprache Pfän, geht hier schwülig und unglaublich stark,... Nasses Thau-, treckendes kaltes- und schwülwarmes- und Schnee­ wetter wechseln immerfort ab und wirken verderblich nicht nur auf die Gesundheit der Menschen, sondern auch auf Baum, Wein und Feldgewächse.» Soweit Schuppler in seiner Landesbeschreibung von 1815. Die liechtensteinische Agrarwirtschaft konzentrierte sich im ® Georg Malin, Die politische Geschichte des Fürstentums Liechtenstein in den Jahren 1800—1815, Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1953, 44ff. (Abkürzung für das genannte Jahrbuch: JBL 1900ff.). 4 Walter Schlegel, Zur Geographie und Wirtschaft des Landes, Das Fürstentum Liechtenstein, Ein landeskundliches Porträt, hrsg. von Wolfgang Müller, Bühl/ Baden 1981, 119ff. 5 Die Landesbeschreibung des Landvogtes Josef Schuppler aus dem Jahre 1815, hrsg. von Alois Ospelt, JBL 1975, 223ff. 6 Alois Ospelt, Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahr­ hundert, JBL 1972, 33ff. 7 Alois Ospelt, a. a. O., 1972, 34. 113
	        

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