Anfang die bürokratisch bestimmten Reformen standen. Auch hier wären weitere Forschungen lohnend. Deutlich wird eine enge Verknüpfung von Aussenpolitik und Innen politik, von der Stellung Liechtensteins im Bund und seiner inneren Modernisierung. Ohne Frage wurde die liechtensteinische Eigenent wicklung begünstigt durch das geographische Spannungsfeld zwischen Österreich und der Schweiz, durch das politische zwischen der Monarchie und dem Deutschen Bund. Die geographische Lage ver hinderte, dass trotz der Bewegung von 1848/49, die eindeutig natio nale Züge trug, Liechtenstein auf Dauer Anschluss an die deutsche Nationalbewegung fand. Die Umklammerung durch Österreich, die Einwirkung durch die Schweiz, die Regierung eines österreichisch mährischen Herrn, das Fehlen eines nationalbewussten Bürgertums führten zu einer eigenen Prägung liechtensteinischen Selbstverständ nisses. Es ist fast aufregend zu sehen, wie der regionale Geist des Alten Reiches sich langsam wandelte zum Landesbewusstsein eines souveränen Staates. Besonderheiten der Lage und des Schicksals haben Ansätze, die in Deutschland einst vielfältig vorhanden gewe sen waren, in Liechtenstein zu einer besonderen Ausformung und Weiterentwicklung gebracht — so gesehen, ist liechtensteinische
Ger schichte ein über die Landesgrenzen hinaus interessanter Modellfall. 106