32
(Vom Wehrgang herab hört man die historischen Schmährufe:
„Muh, muh plä, plä Kuhgiher".)
Burgvogt: Aber das ist doch unritterlich, den Feind
zu schmähen I
Brandts: Bleib' da, Alrich, das schadet nichts; hält
bloß die Kampfesfreude und die Begeisterung wach!
Burgvogt: Lalt! Ruhe!
Brandts: Warte noch, Burgvogt I Muß dir noch was
erzählen! Du weißt, mein Bruder Sigmund, der Äerr
von Maienfcld — der arme Kerl der dauert mich
recht. Der sitzt auf seinem Schloß in Maienfeld und
zwischen Gutenberg und Maienfeld ist die Steig
und die ist von den Bündnern besetzt. Sei still
ich weiß schon, was du sagen willst! Dich braucht
man ja gar nicht! Aber ich ich stürme heute noch
die Steig! Drum bin ich ja ausgezogen mit meinen
Söldnern. Äabe nur nicht eher Zeit gehabt, dir das
auseinanderzusetzen.
Burgvogt: Ludwig, du bist doch ein Prachtskerl!
Brandts: Ja, ja -- stimmt schon. Trompeter,blas,
was das Zeug hält! Alle Mann zur Stelle!
Königseck: Leider darf ich nicht mit, ebensowenig wie
du, Freund Ramschwag. Ich bin ja vom schwäbischen
Kreishauptmann zur Festungsratze verurteilt.
Brandts: Was meinst du, Ritter Alrich, wollen wir
nicht unsre Soldaten in Eid und Pflicht nehmen? Es
wird Ernst! Der Kampf beginnt!
Burgvogt: Geh', Donat, hol den Vater Odilo!
Donat: Wohl! And ich ziehe mit auf die Steig. Äei! (ab)
Burgvogt (ju den versammelten Kriegern): Liebe Leute, es
wird Ernst! Der Kampf beginnt. And wir wollen ihn
beginnen im Vertrauen auf Gott, im Bewußtsein
unseres Rechts, doch nicht zuletzt im Vollgefühle unsrer
Männlichkeit, unsrer starken Fäuste und unsrer erprobten
Schwerter.
(Kriegerische Musik setzt ein, die Soldaten sammeln sich um
ihre Führer in drei Gruppen: Gutenberger Kriegsknechte,
Vrandiser Söldner und schwäbische Landsknechte.)