Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Wien, wönach ich zu einer Konferenz mit der sogenannten 
' Regenz, der obersten Behörde, der Regierung in Rumä 
nien kommen sollte, um über das Geschäft zü verhandeln. 
Dr. Guntli: In welcher Zeit war das? 
Walser: Das war im Mai 1928 vor meiner Herreise. 
Wie dann aber von Vaduz das Telegramm kam, ich solle 
:nach Vaduz kommen,'.um mich zu verantworten für die 
.Wechselsache, konnte ich natürlich nicht nach Rumänien, 
ich fühlte mich verpflichtet, nach Vaduz zu kommen. Wie 
ich dann verhaftet worden bin, ich glaube an einem Sams 
tag war es, am Dienstag darauf wurde ich zum Herrn 
Landesrichter Dr. Thurnher geführt und da waren auch 
anwesend Direktor Dr. Schvedt. von der Bank. Im Ver 
kaufe der Rede habe ich gesagt, es wäre sehr bös, wenn 
.sich um diese Lotteriesache niemand mehr kümmerte. Ich 
habe gebeten, es möchten doch zwei Herreu hinunterfahren 
nach Rumänien, um zu retten, was zu retten fei. Ich habe 
dem Herrn erklärt, daß ich die Konzession unbedingt er 
halte. Da -hat er mir geantwortet, er glaube nicht, daß ich 
die Konzession bekomme, aber wenn ich sie bekomme, 
dünn wäre das ein vorzügliches Geschäft. Da habe ich 
gesagt, bitte schicken Sie zwei Herren hinunter. Man hat 
mir dann gesagt, man werde das veranlassen. Ich habe 
fest daran geglaubt. In der gleichen Nacht habe ich ein 
Exposee ausgearbeitet- und zwei Briefe geschrieben, einün 
n Maniu, der da unten tätig war und einen cm Thöny. 
iese Briese sind dann allerdings nicht abgegangen. Das 
abe ich beim Untersuchungsrichter 14 Tage später er- 
ähren. Bei dem hat es sein Bewenden gehabt. 
Dr. Guntli: Walser sagen.Sie, was haben Sie für eine 
uffaffung dem Gerichte bekanntzugeben über die Art 
ind Weise, überhaupt der Behandlung der damals noch 
ndenten Angelegenheit durch die sogenannte Sanievungs- 
iommission.' . - . . - 
Walser: Ich habe das Gefühl gehabt, daß die Sanie- 
xungskommiission den Kopf verloren hat. Ich habe den 
Herren gesägt, die man. nach Budapest schicken wollte, 
menn sie nach Bukarest fahren, kommen Sie zuerst zu mir. 
Somit ich sie genau unterrichten kann, damit Sie sich-nicht 
onden Juden unten unterrichten lassen müssen. Ich habe 
amals das größte Interesse daran gehabt, daß die Wech- 
el wenigstens wieder zurückkommen. Die Herren haben 
ich nicht bemüht, zu mir zu kommen, um mit mir zu 
«den, sie sind nach Budapest gefahren und haben sich 
ion den Herren unterrichten lassen, die die Wechsel heute 
och besitzen. ~ 
Dr. Guntli: Wie verhält es. sich mit der Firma Brug- 
er und Walser?' 
-Walser: Wie ich die genaue Bilanz von der Kontroll 
stelle gesehen habe, müssen mindestens in dieser Firma 
[0,000, gehen wir herunter auf 30,000 Franken Aktiven 
rhaNden gewesen sein. Und heute sagt man, es ist über- 
upt nichts mehr da, keine Liköre, keine.Spirituosen, 
ine Fässer, keine Flaschen mehr und ich persönlich habe 
Ü ben ganzen Vorrat durchgegangen, abgezählt als ich 
April einmal in Vaduz war und im Mai hat die In-.. 
Dur die Kontrolle aufgenommen. Da wär alles ver 
wunden. Brugger'konnte schalten und walten, wie er 
Allte. Bei der Lederindustrie hat'man die Bude einfach 
geschlagen. Man hat dgs L^e'r in meiner Küche ge-. 
lasten. Niemand hat sich darum gekümmert. Artikel inder \ 
Leder- und Galanteriewaren-Industrie, die ein oder zwei 
Jahre zurückgelassen werden und erst nachher "veräußert 
werden, verlieren nicht nur an Schönheitswert, sondern 
auch an Modewert. Um die Guthaben in der Schweiz hat. V 
sich auch niemand gekümmert. 
Dr. Guntli: Nun etwas anderes, Erhöhung üesWech- 
fel-Diskontes bei Zwicki im Betrage von 120,000 Franken 
bei der zweiten Aktion mit'Zwicki, wo Sie dabei gewesen 
sind mit Bezug aus die Transaktion. Ich frage, wer. hat 
den Diskonterlös von der Transaktion erhalten, und in 
welchen Beträgen? 
Walser:- Den Diskonterlös hat . die Sparkasse, erhalten 
im Betrage von restlichen 112,000 Franken. 8,000 Fran 
ken habe'ich als Spesen- für Bukarest mit. Diese 8,000 
Franken fühlte ich mich berechtigt, zu nehmen, umsomehr, 
weil ein Wechsel ganz allem aus. Thöny und Walser lau 
tete. Ich hätte -können den ganzen Wechselerlös von 
60,000 Franken übernehmen. Wir haben den Wechsel un- - 
terzeichnet, weil wir der Bank Geld zuführen wollten^ 
Dr. Guntli: Thöny, was sagen Sie zu dieser Eröff 
nung über die Verwendung-des Kredites? 
Thöny: Die -Angäben Walsers dürften stimmen. ...... 
Dr. Guntli:-Wals-er, Sie sagten im Verhör und ge 
stern, daß Sie drei oder vier Akzepte an Justus abgegeben 
hatten. Nun frage ich Sie, von -wem haben Sie diese > 
Akzepte erhalten. 
- Walser: Diese Akzepte habe ich von Beck -erhalten 
Beck mußte nach Hause fahren von Wien, seine Mutter 
war schwer krank geworden. Me Beck abfuhr, hat., -er. 
mir die Wechsel gegeben. 
Dr. Guntli: Sie haben also die Wechsel von -Beck 
erhalten. Noch eine Frage. Sie konnten aus der Frage- - 
stellnng über die Verwendung der Gelder in -Rumänien 
bereits ersehen, daß -es nicht fernabliegt, -haß stellenweise 
der Verdacht besteht, daß Sie sich dort Gelder äuf.die 
Seite'geschafft hätten, worüber-Sie vielleicht -heute öder 
nach Abschluß dieser ganzen -Angelegenheit wieder ver 
fügen könnten. Ich glaube, es liegt im Interesse d e r Au f 
klärung der Öffentlichkeit, daß Wa-Iser darüber hier Auf- ..- 
Klärung gibt. Wie steht es in diesem Punkte? . ..... 
Walser: Glauben Sie, wenn ich unten Geld zur Ver 
fügung. gehabt hätte, hätte mein Vater einspringen müs- 
.sen, daß mein Kind heraufkommen kann? 
Dr. Guntli: Das ist eine Episode. 
Walser: Wenn Geld unten wäre, dann wäre ich der - 
erste, der sagen würde: Hier uNd hier ist etwas zu.holen. 
Warum habe ich gesagt und gebeten, es sollen zwei Her 
ren, nach Bukarest hinunterfahren, um das zu holen, was. - - 
noch zu holen sei und weiter zu führen, was angefangen ' 
ist? Weil ich wußte,- daß bei Aufgabe des Geschäftes nichts : . 
-mehr herauszuholen sei. Wer daß ich noch Linen Pfennig.-. 
mehr als meine-,Kleider habe, das andere hat.man mir - 
ja alles verkauft, das kann mir nur unter schlechter Ab-.. 
sicht zugemutet werden. ■ ' .'; 
. Dr. Guntli: -Ich bin mit dem Befragen Walsers fertig. . 
und möchte noch Gebrauch machen von dem Rechte, Thöny ’ 
zu befragen-. ' ,. ...- 
Präsident: Zu der Angelegenheit Zwicki sagt. Thöny' - 
ip seinem' Verhör aus in wesentlicher 'Übereinstimmung-.
	        

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