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einen anderen Weg versucht hätte, als den Weg der Ver
haftung.
Dr. Budschedl: Am Stesanstage 1'927 haben Sie hier
in Vaduz eine Rede gehalten und dabei- erwähnt, es
blute-Ihnen das Herz, wenn Sie daran denken, wie furcht
bar dieses Unglück war, das der Rhein über das Land
hereingebracht habe. Hat. Ihnen auch das Herz geblutet,
als Sie vom Barmer Bankverein im Jahre 1927 die
399,000 Mark in. der Hand hatten?
Präsident: Das gehört nicht hieher.
Dr. Pudschedl: Ich möchte nur die Frage stellen, wa
rum haben Sie das gesagt.:
(Zuruf des Verteidigers Dr. Guntli.)
. Präsident: Herr Dr., das ist eine rethorische Frage.
Dr. Budschedl: Das ist eine Tatsache.
Präsident: Das ist keine gerichtliche. Frage. Die
Frage müssen Sie stellen bei Ihrem Vortrag. Die Fra
gen stellen, heitzt sie auch beantworten.
Dr. Budschedl: Das ist ein psychologisch interessante
Frage. Ich möchte nur fragen, ob es richtig ist, daß Wal
ser das gesagt hat.
. Präsident: Das gehört nicht zur Sache. -
Dr. Budscheld: Doch, es ist der Gipfelpunkt der Schein
heiligkeit.
. Walser: Ich werde schon eine Erklärung abgeben. Ich
habe in meinem politischen Leben mêle Reden gehalten.
Was ich geredet habe, weiß ich nicht mehr. Aber daß mich
der Rheineinbruch gefreut hat, das wird keiner glauben,
der mich kennt. - ^
Das Unglück war groß. Daß ich die 300,000..Mark
vom Barmer Bankverein nicht zum Schätzen der Spar
kasse wollte, weiß auch jeder.
Präsident: Damit hätten wir. diese rethorische Frage
erledigt.
Dr. Budschedl: Danke.
Präsident: Ist die Fragestellung erledigt?
Dr. Budschedl: Ja.
Dr. Guntli: Ich möchte den Anton Walser folgendes
fragen: Hat Brugger, Ihr Associer, sich, nachdem Sie be
reits, ein Jahr cä. in. Bukarest sich ausgehalten haben, über
seine Rolle in der gemeinsamen Firma Brugger und Wal
ser ausgesprochen und in welchem Sinne? ^ Ueber die
Rolle, die er gespielt hat während Ihrer Abwesenheit?
Walser: Ich habe im Dezember, als ich im Dezember
mit meiner Fräu von Rumänien nach Vaduz gefahren
bin, von meiner Frau die Bilanz unserer Firma be
kommen und ich habe gesehen, daß das letzte Jahr bös
gewirtschaftet wurde. Wie ich dann nach Hause gekom
men bin,-habe ich mit Brugger ganz gewaltige Differenzen
bekommen, in deren Verlauf mir Brugger zugestanden hat
über meine Anwürfe, daß er die Firma gegen die Absicht
und gegen die Hoffnung, daß wir die Firma im Jahre.
1927 zur Aktivität bringen könnten, nun nicht nur passiv
gemacht habe und in einer Art und Weise durch sein Ver
schulden überschuldet habe, datz es unverantwortlich war.
Brugger hat mir schriftlich zugegeben, wohin das Schrift
stück gekommen ist, weiß ich nicht, daß er schuld wäre und
daß die Geschäftsführung eine schlampige wäre u. daß . er
für den ganzen Schaden, den die Firma unter seiner Füh
rung gemacht habe, aufkomme. Zu diesem Zwecke hat er
mir. mündlich die Zusicherung gegeben und ich. habe auch
eine schriftliche Zusicherung gemacht, daß er die Titel von
Wolfzennen verpfände.
Dr. Guntli: Es wirh vom Angeklagten auf einen
Brief Bezug genommen, auf eine schriftliche Erklärung
Bruggers. Ich habe sie bei den Akten nicht gesunden.
Präsident: Sie ist schon bei den Akten.
Dr. Guntli: Ich berufe mich nur jetzt daraus und be
antrage, daß dieses Schreiben dann verlesen werde.
, Nun'Anton Walser, aus die Frage des Herrn Vor
sitzenden, ob. Ihre Vermögensverhältnisse rosige waren
oder nicht rosig gewesen seien, haben Sie sich ausgespro
chen, Sie" hätten in jener Zeit, im Spätherbst 1926 kein
Vermögen gehabt. Nun möchte ich fragen, was wollten
'Sie gegenüber dieser Frage mit Ihrer Konstatierung
eigentlich sagen?
Walser: Das ist so zu verstehen, daß mein Privat
vermögen nicht sehr groß war und das der Frau nicht
überschuldet war, daß noch eventuell Aktivposten zu ver
zeichnen sind.
Dr. Guntli: Wenn ich Staatsanwalt'wäre, würde ich
sagen. Sie wollten damit sagen, Sie seien nicht unter pari
gestanden? . -
Walser: Ja.
Dr. Guntli: Wie ist das, sagen Sie das d.em Gerichte
doch, wie wurde von der Firma Brugger und Walser von
der Schweizer. Genossenschaftsbank der Kredit in An
spruch.genommen, in welcher Form geschah das, in wel
cher besonderen Form.
Walser: In der Firma hat die Absicht bestanden, daß
die Beträge, die für den Kredit herbeigeschafft werden,
nicht höher belastet werden sollen, als bis zu 90 Prozent-
. Dr. Guntli: Das ist eine Angelegenheit. Das sind so
zusagen ZessionS - Kredite, Abtretungskredite, die aus
ständigen Guthaben wurden der Bank als Gegenleistung
für den zu gewährenden Kredit abgetreten. Wie, in wel
cher Höhe?
Walser: Bis zu 90 Prozent.
Dr. Guntli: Das wird verschieden gehandhabt. Die
Vorsichtigen, gehen weniger weit. -
Walser: Dann bin ich daraus gekommen, daß'Brug^
ger Guthaben, die nicht bestanden, zediert hat, mit fälscht
lich ausgestellten Tratten gearbeitet hat. Allerdings wa
ren zu döm Zeitpunkte, in dem ich eS erfahren habe, nicht
mehr sehr viele. - Aber jedenfalls habe ich hievon die
Schweizer. Genossenschaftsbank sofort verständigt, sie solle
die Tratten wieder retour schicken, ich wolle das nicht ha
ben. Auf das hin hat dann die Bank den Kredit sofort
gekündigt.
Dr. Guntli: Das wurde gestern schon besprochen. Dann
möchte ich wegen der Klassenlotterie in Rumänien fra
gen, wie standen eigentlich die Dinge mit Bezug auf die
rumänische Klassenlotterie, als Sie verhaftet wurden, in
jener Zeit im Frühjahr 1928. Wie standen die Dinge da
mals, hat man die Sache als erledigt betrachtet oder war
alles Feld abgeschnitten worden.
Walser: Damals, bei meiner Verhaftung, wärdas
KlafsenlotteriEeschäft noch akut, respektive wieder sehr
akut. Ich sollte von Wien dringend zurück. Ich habe lei
der die Briefe- nicht mehr gesunden, ich weiß nicht, habe
ich sie im Hotel liegen gelassen. Ich sollte dringend zurück
nach Rumänien. Es waren Telegramme und Briefe in