Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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einen anderen Weg versucht hätte, als den Weg der Ver 
haftung. 
Dr. Budschedl: Am Stesanstage 1'927 haben Sie hier 
in Vaduz eine Rede gehalten und dabei- erwähnt, es 
blute-Ihnen das Herz, wenn Sie daran denken, wie furcht 
bar dieses Unglück war, das der Rhein über das Land 
hereingebracht habe. Hat. Ihnen auch das Herz geblutet, 
als Sie vom Barmer Bankverein im Jahre 1927 die 
399,000 Mark in. der Hand hatten? 
Präsident: Das gehört nicht hieher. 
Dr. Pudschedl: Ich möchte nur die Frage stellen, wa 
rum haben Sie das gesagt.: 
(Zuruf des Verteidigers Dr. Guntli.) 
. Präsident: Herr Dr., das ist eine rethorische Frage. 
Dr. Budschedl: Das ist eine Tatsache. 
Präsident: Das ist keine gerichtliche. Frage. Die 
Frage müssen Sie stellen bei Ihrem Vortrag. Die Fra 
gen stellen, heitzt sie auch beantworten. 
Dr. Budschedl: Das ist ein psychologisch interessante 
Frage. Ich möchte nur fragen, ob es richtig ist, daß Wal 
ser das gesagt hat. 
. Präsident: Das gehört nicht zur Sache. - 
Dr. Budscheld: Doch, es ist der Gipfelpunkt der Schein 
heiligkeit. 
. Walser: Ich werde schon eine Erklärung abgeben. Ich 
habe in meinem politischen Leben mêle Reden gehalten. 
Was ich geredet habe, weiß ich nicht mehr. Aber daß mich 
der Rheineinbruch gefreut hat, das wird keiner glauben, 
der mich kennt. - ^ 
Das Unglück war groß. Daß ich die 300,000..Mark 
vom Barmer Bankverein nicht zum Schätzen der Spar 
kasse wollte, weiß auch jeder. 
Präsident: Damit hätten wir. diese rethorische Frage 
erledigt. 
Dr. Budschedl: Danke. 
Präsident: Ist die Fragestellung erledigt? 
Dr. Budschedl: Ja. 
Dr. Guntli: Ich möchte den Anton Walser folgendes 
fragen: Hat Brugger, Ihr Associer, sich, nachdem Sie be 
reits, ein Jahr cä. in. Bukarest sich ausgehalten haben, über 
seine Rolle in der gemeinsamen Firma Brugger und Wal 
ser ausgesprochen und in welchem Sinne? ^ Ueber die 
Rolle, die er gespielt hat während Ihrer Abwesenheit? 
Walser: Ich habe im Dezember, als ich im Dezember 
mit meiner Fräu von Rumänien nach Vaduz gefahren 
bin, von meiner Frau die Bilanz unserer Firma be 
kommen und ich habe gesehen, daß das letzte Jahr bös 
gewirtschaftet wurde. Wie ich dann nach Hause gekom 
men bin,-habe ich mit Brugger ganz gewaltige Differenzen 
bekommen, in deren Verlauf mir Brugger zugestanden hat 
über meine Anwürfe, daß er die Firma gegen die Absicht 
und gegen die Hoffnung, daß wir die Firma im Jahre. 
1927 zur Aktivität bringen könnten, nun nicht nur passiv 
gemacht habe und in einer Art und Weise durch sein Ver 
schulden überschuldet habe, datz es unverantwortlich war. 
Brugger hat mir schriftlich zugegeben, wohin das Schrift 
stück gekommen ist, weiß ich nicht, daß er schuld wäre und 
daß die Geschäftsführung eine schlampige wäre u. daß . er 
für den ganzen Schaden, den die Firma unter seiner Füh 
rung gemacht habe, aufkomme. Zu diesem Zwecke hat er 
mir. mündlich die Zusicherung gegeben und ich. habe auch 
eine schriftliche Zusicherung gemacht, daß er die Titel von 
Wolfzennen verpfände. 
Dr. Guntli: Es wirh vom Angeklagten auf einen 
Brief Bezug genommen, auf eine schriftliche Erklärung 
Bruggers. Ich habe sie bei den Akten nicht gesunden. 
Präsident: Sie ist schon bei den Akten. 
Dr. Guntli: Ich berufe mich nur jetzt daraus und be 
antrage, daß dieses Schreiben dann verlesen werde. 
, Nun'Anton Walser, aus die Frage des Herrn Vor 
sitzenden, ob. Ihre Vermögensverhältnisse rosige waren 
oder nicht rosig gewesen seien, haben Sie sich ausgespro 
chen, Sie" hätten in jener Zeit, im Spätherbst 1926 kein 
Vermögen gehabt. Nun möchte ich fragen, was wollten 
'Sie gegenüber dieser Frage mit Ihrer Konstatierung 
eigentlich sagen? 
Walser: Das ist so zu verstehen, daß mein Privat 
vermögen nicht sehr groß war und das der Frau nicht 
überschuldet war, daß noch eventuell Aktivposten zu ver 
zeichnen sind. 
Dr. Guntli: Wenn ich Staatsanwalt'wäre, würde ich 
sagen. Sie wollten damit sagen, Sie seien nicht unter pari 
gestanden? . - 
Walser: Ja. 
Dr. Guntli: Wie ist das, sagen Sie das d.em Gerichte 
doch, wie wurde von der Firma Brugger und Walser von 
der Schweizer. Genossenschaftsbank der Kredit in An 
spruch.genommen, in welcher Form geschah das, in wel 
cher besonderen Form. 
Walser: In der Firma hat die Absicht bestanden, daß 
die Beträge, die für den Kredit herbeigeschafft werden, 
nicht höher belastet werden sollen, als bis zu 90 Prozent- 
. Dr. Guntli: Das ist eine Angelegenheit. Das sind so 
zusagen ZessionS - Kredite, Abtretungskredite, die aus 
ständigen Guthaben wurden der Bank als Gegenleistung 
für den zu gewährenden Kredit abgetreten. Wie, in wel 
cher Höhe? 
Walser: Bis zu 90 Prozent. 
Dr. Guntli: Das wird verschieden gehandhabt. Die 
Vorsichtigen, gehen weniger weit. - 
Walser: Dann bin ich daraus gekommen, daß'Brug^ 
ger Guthaben, die nicht bestanden, zediert hat, mit fälscht 
lich ausgestellten Tratten gearbeitet hat. Allerdings wa 
ren zu döm Zeitpunkte, in dem ich eS erfahren habe, nicht 
mehr sehr viele. - Aber jedenfalls habe ich hievon die 
Schweizer. Genossenschaftsbank sofort verständigt, sie solle 
die Tratten wieder retour schicken, ich wolle das nicht ha 
ben. Auf das hin hat dann die Bank den Kredit sofort 
gekündigt. 
Dr. Guntli: Das wurde gestern schon besprochen. Dann 
möchte ich wegen der Klassenlotterie in Rumänien fra 
gen, wie standen eigentlich die Dinge mit Bezug auf die 
rumänische Klassenlotterie, als Sie verhaftet wurden, in 
jener Zeit im Frühjahr 1928. Wie standen die Dinge da 
mals, hat man die Sache als erledigt betrachtet oder war 
alles Feld abgeschnitten worden. 
Walser: Damals, bei meiner Verhaftung, wärdas 
KlafsenlotteriEeschäft noch akut, respektive wieder sehr 
akut. Ich sollte von Wien dringend zurück. Ich habe lei 
der die Briefe- nicht mehr gesunden, ich weiß nicht, habe 
ich sie im Hotel liegen gelassen. Ich sollte dringend zurück 
nach Rumänien. Es waren Telegramme und Briefe in
	        

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