Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Präsident: Wer? 
Walser: Der Generalsekretär vom Ministerium und Di- 
rektor.vom Innenministerium. ' 
Präsident: Konnte das Ministerium über die Konzession 
von sich aus allein entscheiden? 
Walser: Auf Grund des Gesetzes war das Jnnenmimste- 
rium berechtigt, die Konzession zu. erteilen und beim Innen- 
Ministerium war ich einige Tage vorher auch und dann hat 
man mir den Akt vorgelegt, auf dem der Innenminister ge 
schrieben hatte, das Offert Walser ist angenommen unter Ab- 
Linderung des Punktes so und so. Die Konzessionsbedingungen 
habe ich in diesen Punkten, die ganz unwesentlicher Natur 
waren/ die mir heute nicht mehr präsent sind, ohne weiteres 
abgeändert und Unterschrieben. Sodann war die Sache er 
ledigt. Den Zeitabstand weiß ich nicht mehr genau und dann 
habe ich das. was Mir Bauer gesagt hat, kontrollieren lassen 
und es hat gestimmt, allerdings nach mündlichen- Angaben. 
Ich habe allerdings vorher keinen Zweifel gchabt, daß Bauer 
irgendwie einmal etwas berichtet hat aus dem Ministerium, 
was nicht.stimmt. Er hat gesagt, er habe auch bereits an 
Rasche, nach.Barmen telegraphiert, damit wir die nächsten 
Tage bereit sind. Ich habe im ersten Moment nichts gesagt, 
wir haben über das Geschäft gesprochen und erst später sagte 
ich. was haben sie eigentlich telegraphiert. Dann hat er mir 
das Telegramm gezeigt. Ich sagte, wie kommen sie dazu, ihren 
Namen darunter zu setzen? 
Verteidiger Dr. Huber: Ihren'Namen? 
- Walser: Meinen Namen. Dann habe ich mich versprochen. 
Aber -nachdem ich selber der festen Ueberzeugung war, daß 
die Sache in Ordnung geht soweit, habe ich nichts eingewendet, 
und dann ist das Telegramm von Rasche indirekt an eine 
andere Bank gekommen. Diese Bank'hat keinen eigenen 
Schlüssel gehabt. Dann ist das Telegramm über eine zweite 
Bank gekommen und verstümmelt worden. Ich glaube über 
eine Frankfurter Bank, ich weiß es nicht genau. Diese Bank 
' hat gesagt, ich müsse noch einmal telegraphieren, sie werden 
nicht klar aus dem Telegramm. Dann habe ich persönlich 
telegraphiert. : 
Präsident: Haben Sie nicht dem Bauer gegenüber mehr 
Reserve an den Tag gelegt, da er schon an Weihnachten 1926 
ein phantastisches Telegramm geschickt hat: „Ich gratuliere 
mir und Ihnen, das schönste Weihnachtsgeschenk, das man sich 
denken kann." Und das war alles nicht wahr. 
Walser: Ich weiß nicht mehr, welche Umstände für die 
Verzögerung maßgebend gewesen sind. Das kann ich nicht 
sagen. Ich weiß nur noch, daß speziell dazumal/ im März. 
wo ich persönlich anwesend war, das, was Bauer mir aus 
dem Ministerium mitgeteilt hat, immer genau gestimmt hat. 
Präsident: Aber damals hat es sich nicht bewahrheitet. 
Auf das Telegramm, das erste von Bauer/ das zweite von 
Ihnen unterzeichnet, ist der Betrag freigegeben worden vom 
Barmer Bankverein ? 
Walser: Fa. 
Präsident: Warum haben Sie darüber verfügt? Sic 
wußten die Abmachung, die mit Thönh abgeschlossen worden 
war, wonach Sie über das Geld erst nach Erhalt der Kon 
zession verfügen durften. Also, wenn Sie Uhren Worten treu 
bleiben wollten, hätten Sie-auch nachher, trotzdem das Geld 
freigegeben worden war, nicht darüber verfügen dürfen. 
- Walser: Ich habe dann über das Geld insoferne verfügt, 
daß ich nach außen Wmachungen mit den betreffenden Leu 
ten und den zu gründenden Gesellschaften getroffen habe. 
" Präsident: Haben Sie an den Advokaten Vasilesku als 
Treuhänder 140 000 Franken gegeben, nicht wahr? - 
' Walser: Ja. 
Präsident: Warum das? Die Bank war doch die beste 
Treuhänderin. 
Walser: Die hat er nicht persönlich gehabt, das-Konto 
war bei der Bank, er konnte nicht darüber verfügen. 
Präsident: Wenn er Treuhänder war? 
Walser: Ich habe lediglich verlangt- um allen Eventuali-. 
täten vorzubeugen, zu „treuen Handen". Er konnte aber nicht 
über das Geld verfügen. Es war von Vasilesku nur nach 
außen zu gebrauchen, um die Leute gefügig zu machen. 
Präsident: Im weiteren sind 240 000 Franken — 
6 800 000 Lei einem gewissen Atanasiu wieder zu treuen 
Handen überlassen worden. Dann haben Sie Geld verloren 
beim Umwechseln der Lei. Sie haben während der Krankheit 
des Königs die Wechseltransaktionen durchgeführt, wie ist 
das? 
Walser: Es war die Nachricht in der Presse verbreitet 
worden, daß nach dem Tode des Königs die Börse pessimistisch 
sei. Darob entstand Panik an der Börse. Dann habe ich mich 
auch interessiert, bei der Bank. Ich wollte Franken kaufen: 
Sie waren nicht zu bekommen. Weil ich gesehen habe, daß der 
Lei immer sinkt und man nicht gewußt hat, wiewest das füh. 
ren sollte, habe ich mein. Geschäft gemacht mst einer Bank, 
wenn auch nicht zu einem guten Kurs, aber doch so, daß ich 
das überhaupt machen konnte. 
Präsident: Da haben Sie 30 000 Franken eingebüßt. 
Walser: Das kann ich nicht genau sagen, ob es 30 000 
Franken waren, aber so approximativ. 
Präsident: Also zirka. 30 000 Franken. Dann haben Sie 
Gründungen vorgenommen? 
Walser: Diese Gründungen waren für Leute gedacht, die 
den Erhalt der Konzession möglich machen sollten. 
Präsident: Das war die Banka Agricole di Romania, ' 
und die Banka Commerciale italiana romana und die Banka 
industria de Filma romana. War die Banka Agricole di - 
romana eine Bank? 
Walser: Ja, das war eine Bank. 
Präsident: Dann haben Sie an diesen beiden Unterneh- 
mungen Banka Agricole di Romania und Banka Cömerciale 
italiana romana 12 000 Franken eingebüßt? 
Fortsetzung 12 Uhr. 
Präsident: Wir wollen nun westersprechen über die Ver 
wendung der Gelder. Walser, Sie haben über die Banka Agri. 
cole di Romania gesprochen. Wir sollten da noch mehr wissen 
über diese Bank. Wieviel Kapital wurde investiert.? War die 
Bank eine Aktiengesellschaft? 
Walser: Ja. Das Aktienkapital war 10 Millionen Lei. 
Präsident: Das wären in Schweizerfranken? 
Walser: 300 000 Schweizerfranken. Davon waren einbe- 
zahll 3 Millionen Lei. Das waren zirka 90 000 Schweizer 
franken. 
Präsident: Die waren einbezahlt. Und wie lauteten die 
Aksien, auf Inhaber, nominell? 
Walser: Sie lauteten auf Namen. Es waren Jnhaber- 
aktien, aber nach dem rumänischen Gesetz müssen auch die In 
haberaktien mittels Zedierung des Namens, wenn der Grün 
der ein anderer ist als der Inhaber, vom Inhaber auf den 
Akttonär überttagen werden. " 
Präsident: Wer war im Vorstand dieser Bank?
	        

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