Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

- 89 - 
Präsident: Wären diese 200.000 Franken 
überhaupt einbezahlt? 
Walser: Ja. . . 
Präsident: Waren diese 200.000 nicht dieje 
nigen, die. nachher von Hinzberg bezahlt worden 
sind durch den Ankauf von Aktien? 
Walser: Doch. 
Präsident: Hinzberg hatte die Aktien gekauft 
nach der Gründung? 
Walser: Das weiß ich nicht. Da sind verschie 
dene Dinge, die kann ein Fernstehender nicht kon 
trollieren. Das Landesgericht hat bestätigt, daß 
die Einzahlung mit 1 Million Franken geschehen 
sei. . 
Präsident: Wie hat die Bilanz gelautet? 
Walser: Es stellte sich später heraus, daß das 
Aktienkapital nicht einbezahlt worden sei. 
Präsident: Dann ist die zweite Klassenlotterie 
zusammengebrochen. Der' Grund dieses Zusam 
menbruches war wieder? 
Walser: Der Nichtabsatz der Lose. 
Präsident: Nun beginnt Ihre Tätigkeit, nicht? 
Walser: Ja. 
Präsident: Aus dem Gedanken 'heraus, daß 
Absatz für die . Lose geschaffen werden nWsfe, be 
gann. Ihre Tätigkeit im Oktober 1926. 
Walser: Das hat sich folgendermaßen zuge 
tragen. Bauer ist zu mir gekommen. Ich wußte, 
daß Bauer' eine Schuld bei der Bank hier hatte. 
Er sagte, erstens einmal könne er dem Lotterie 
wesen wieder aus die Beine helfen. Er habe be 
reits ein Absatzgebiet. Ich habe gewußt, daß er 
früher einmal schon mit Bulgarien verhandelt 
har und daß dieser Antrag von der Zentrosag 
ausgestoßen wurde. Nun kam er mit einem zwei 
ten Antrags Er hat mir gesagt, erstens werde er 
dem Lotteriewesen hier Helsen, zweitens werde 
er in die Lage versetzt, seine Schuld abzuzahlen. 
Nun. sollte eigentlrch die Zentrosag dre Sache 
zusammen mit Bauer durchführen. Von der 
Zentrosag waren aber nicht anwesend die maß 
gebenden Herren Grüsser und Stapper (?) und 
so trat Bauer an mich heran. Er hat mir Da er 
zählt, welche Vorteile Rumänien biete und wie 
viele Lose er unterbringen kann. Ich habe dann 
Thönh gesagt, daß das der einzige Weg sei, um 
die Lotterie wieder zum Funktionieren zu brin 
gen. Das ist auch der einzige Weg, wie Bauer 
seiner Verpflichtung, nachkommen kann. Er brau 
che 15.000 Franken um dorthin zu fahren. Und 
wir haben uns dahin, geeinigt, daß man 15.000 
Franken geben solle, respektive hat er dann noch 
einen Vertrag Mit der Zentrosag abgeschlossen, 
daß diese sich verpflichte, diese 15.000 Franken 
innerhalb 30 Tagen zurückzuzahlen. So ist es 
dann.gekommen, daß ich der Kontrolle halber 
mit Bauer zusammen nach Rumänien gegangen 
bin. 
Präsident: Es war also geplant, eine Ein? 
fuhrerlaubnis nach Rumänien zu erhalten. 
Walser: Ja) 
Präsident: Glaubten Sie, daß'das der Zèntro- 
sàg wieder auf die Beine geholfen hätte, 'trotzdem 
das Aktienkapital nicht einbezahlt wordene ist? 
Walser: Ja. .. ' ... 
Präsident: Sind Sie letzt noch dieser -Ueber 
zeugung? 
Walser: Ja. Jetzt noch. 
Präsident: Dann haben Sie Thönh veran 
laßt, Ihnen einen ungedeckten Kredit von '15.000 
Franken zu geben im Oktober .1926.- 
Walser: Ich habe ihn nicht persönlich für mich 
veranlaßt. Ich habe ihm die Verhältnisse geschil 
dert, so wie man sie mir geschildert hat. Natür 
lich lautet der 'Kredit auf meinen Namen. 
Präsident: Sie waren schuldig? 
Walser: Ich war schuldig. 
Präsident: Sie haben aber den KreditMr sich 
gewünscht,- allerdings um mit Bauer zusammen 
nach Rumänien zu reisen. 
Walser: Ich bin lediglich mit Bauer gefah 
ren zur Kontrolle, damit man das GÄH -nicht 
ohne weiteres ausgebe, und um zu seyen) Mè das 
zu lösen sei da unten. 
Präsident: War 'Wechsler auch dabei? . 
Walser: Ja. 
Präsident: Nun sind Sie in Rumänien. Wie 
haben Sie sich dort in Verbindung gesetzt. Was 
geschah bei der ersten Reise nach Rumänien? 
Walser: Wir haben uns in Verbindung ge 
setzt mit einem gewissen Valejan Vasilesku, der 
sich wieder in Verbindung gesetzt hat mit dem 
Ministerium des Innern. _ 
Präsident :Wer war Innenminister?. 
Walser: Boga. ' . ' ' 
Präsident: Und dann?. 
Walser: Dann haben sich die Verhältnisse et 
was anders gestaltet, als sie mir Bauer geschildert 
gehabt hat. Ich habe mir Gesetze, übersetzen las 
sen von einem llebersetzer und dann -hat es ^ge 
heißen, daß eine Lotterie bereits existiert habe 
in Rumänien, eine Klassenlotterie, genau so, wie 
sie anderswo existieren, daß infolge der Kriegs 
verhältnisse diese Konzession wieder aufgehoben 
war und daß infolge 8 er Kriegsve.rhältnisfe die 
Einfuhr der Lose bis aus weiteres verboten wor 
den ist. Es hat dann auch im Gesetze gestanden, 
daß allerdings die Einfuhr, die anderweitige Aus 
gabe von Losen als Klassenlotterieloisen eigentlich 
von der Bewilligung des Ministeriums abhängig 
ist. Unter diesem Passus sollte auch die Einfuhr 
von Losen, von Liechtenstein betrieben werden ge 
gen Bezahlung einer gewissen Abgabe. Ich habe 
aber gefunden, nachdem bereits eine Konzession 
in Rumänien erteilt sei. d«aß man diese Konzes 
sion erwerben solle. 
Präsident: Das hätte die Landesbank tun sol 
len? 
Walser: Eine ganze Menge von Banken wa 
ren ber der Vorkriegskonzession beteiligt. Dann 
habe ich den Leuten gesagt, ob sie nicht lieber eine 
neue Konzession erteilen würden. Die alte Kon 
zessionwar erloschen nicht allein wegen Ausbruch
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.