Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

- Präsident: Es handelt sich darum, zu sagen, wie Walser 
als Geschäftsmann eingeschätzt wöxd'en ist. üb er als tüchtig 
und zuverlässig galt öder nicht. Walser hat verschiedene Ge 
schäfte gemacht.' welche nie richtig florierten? das war alkge- 
inein bekannt. Dagegen war bekannt, dag Walser ein tüchtiger 
Kopf war. wenn er etwas ins Leben rufen wollte, er war sehr 
tüchtig. : 
Verteidiger: Hat man die Initiativehöher eingeschätzt, 
als feine organisatorische Fähigkeit bei der RüSsnhrnng von 
guten Ideen? ' 
Thöny: Ja. 
Verteidiger: Wissen Sie wie der frühere Regierungschef 
Herrn Walser selber beurteilt hat? 
Dhöny: Der frühere Regierungschef? Ob er ihm. Ver 
trauen geschenkt hat? Za. er hat ihm schon Vertrauen ge- 
schenkt, sie waren Freunde zusanunen. . ' ' . 
Verteidiger: War das immer so? 
Thäiiy: Es wär schon, viele Jahre so. 
Verteidiger: Ich möchte weiters fragen, mit was für 
einem Pah Walser nach Rumänien gereist ist. 
Thöny: Das kann ich nicht sagen. Rach, den Zeitungsbe 
richten hat er einen Diplomatenpaß gehabt. Aber gesehen habe 
ich ihn nicht. 
Verteidiger: Sie haben das nur aus den Zeitungen ge 
lesen. daß er einen Diplomatenpaß gehabt'hat?. Haben Sie 
auch, einmal gelesen, daß diese Behauptn na bestritten worden 
ist? 
Thöny: Nein, das habe ich nicht gelesen. 
Präsident: Ich bitte, nicht zu fragen über das iva>? in 
den Zeitungen stund, sondern was der Angeklagte vor der 
Aufdeckung der Begangenschast wußte. 
Verteidiger: Dann, wennBrugger für das Geschäft Wal 
ser und Brugger in Abwesenheit des Walser weitere Kredite 
in Anspruch nahm, wie hat er sich dabei iiber den Geschäfts 
gang geäußert und wofür behauptet er, mehr Kapitalen,tiven- 
dig zu haben, 
Thöny: Er hat sich über den Geschäftsgang immer gut 
geäußert und sagte, er brauche Geld zur Anschaffung, von 
Waren, damit er im Herbst ein großes. Warenlager habe, 
das er dann im Winter abstoßen wolle und erst als eine 
Revision kam durch die Treuhandgesellschaft St. Gallen, hat 
sich herausgestellt, daß die Angaben nicht der Wahrheit ent 
sprochen haben. 
Verteidiger: Nun möchte ich »och etwas wisse», das ge 
stern nicht aufgeklärt wurde. Es ist von den' Geldbezüge» 
der Frau Walser die Rede gewesen. Sie sind gefragt worden, 
ob Sie Vollmacht gehabt haben in solchen Fällen. Wer hatte 
dem. Verwalter der Kassa eine Vollmacht vorzinveisen, der 
der Geld gibt oder der das Geld holt. - 
Thöny: Za. derjenige, der dos Geld holt, hat die Voll- 
macht vorzuweisen. . ' 
Verteidiger: Das war auch meine Meinung. 
War Frau Walser als ermächtigt zu betrachten, mit Geld 
abzuheben? 
Thöny: Eine mündliche'Ermächtigung hat sic gehabt, 
eine schriftliche aber nicht. 
Verieidiger: Dann möchte ich noch eine Aufklärung we 
gen der Hinterlegung von Wechseln in Depot.- Ist es im Ge 
schäftsgangs für Bankmenßhen und wie man- das hier so 
nennt für Rechislnenschen, ist es eiwäS ungewöhnliches, wenn 
Wechsel in Depot gegeben iverdeu als eine gewisse Sicherung 
rascher Vollstreckungsmüglichkeitbei.Darlehen. ''Kommt das 
nicht bèi Pcknkèn regelmäßig Kor?'- ' " 
Thöny: DaS kann vorkommen'. daß' inän-Wech'fel' hl5 
Deckung gibt. ' . 
Verteidiger: Als Dr- Rasche in Vadriz'war/ war es nicht 
ausgeschlossen, deck VerivaltungSrät "zu orientieren und das 
Geschäft.von 300 ÓÒ0 Franken ih»i zu Mierbreiten? 
Präsident: Das ist'eine Frage, diè -der Angeklagte mit 
ja oder nein beantworten-kann. 
Verteidiger: Wie waren die zeitlichen Verhältnisse da- 
inals, als Herr Dr.'Rasche in Vaduz war? Wieviel Zeit ver 
ging vor Ihrer Orieniierung über die Konferenz -und deren 
Unterzeichnung? _ 
Thöny: Das ganze hat eine Zeit von zwei -Stünde»' ih 
Anspruch genommen. 
Verteidiger: Wieviel Zeit brauchte es. um ei uè Verwal 
tn »gsratSsitzung, sagen wir ani Sonntag oder SamShrgnach. 
mittag fertigzubringen? . : 
Thöny: ES wäre überhaupt nicht möglich -gewesen an 
einem Sonntag. 
Verteidiger: Wie hat Herr Walser sich Ihnen gegenüber 
mündlich, telephonisch oder schriftlich über daS'Geliügen seiner 
Pläne in Rumänien geäußert? 
- Thöny: Walser hat sich ganz zuversichtlich geäußert, 
einigeiuale hat er nur geschrieben, daß daS Geschäft in 8—14 
Tage» perfekt sei. Dann ist wieder ein Zwischenfañ. gekom- 
me», einmal Wege» dem Tode des Königs von Rumänien, 
daun wieder mit der Regierung, dann hat er geschrieben. 
eS sei Picht die Gefahr vorhanden, er mache das Geschäft 
doch. Er'war iinmer so ein Optimist nnd glarrbt«. daß er das 
Geschäft zustande bringe in Rumänien. ' 
Verteidiger: Wissen Sie, wie er sich anderen gegenüber 
geäußert hat. z»»i.Beispiel gegenüber Herrn Brugger?'. :, 
Thöny: Ob er Brugger geschrieben hat -»»egen Rumänien 
weiß ich nicht. Beck hat er auch geschrieben.- - ' 
Verteidiger: Welchen Eindruck hatte»'Sie über die Auf 
richtigkeit des Herrn Walser darüber,- ob er aii diese Möglich 
keit glaubte oder nicht? - ' : '-- 
Thöny: Ich habe heilte den Eindruck, daß Walser" au 
die Möglichkeit glaubte, daß er daS Geschäft in -Rumänien 
zustande bringe. ■ ' - 
Verteidiger: Haben Sie sich's überlegt, daß Sie selber 
irre geführt werden hätten -könne»?'Hätten Sie je'irgend 
welche Zweifel dieser Art? 
Thöny: Daß ich irregeführt hätte werden.'können? Von 
Herrn Walser? Daß irgend ein böser Geist-dabèi wäre. daran 
habe ich nie gezlveise.lt. ich habe immer gedacht/ das'stimmt, 
was er sagt. Ich habe nie geziveifelt, daß er mich irre führt. 
Präsident: WaS war nun Ihr Empfinden, als die Kata 
strophe hereinbrach? 
Thöny.: Bei meiner Vevhaftnng. da habe ich gesehen, 
daß es zum Schluffe kommt. ' - 
Präsident: War das für Sie etwas Ueberraschendes? - - 
Thöny: Ja,. überraschend deswegen, weil-die-anderen 
immer gesagt haben, es koinine.alles in Ordnung. > , - ! r 
Verteidiger: Haben Sie im Mai oder Juni an Beck, 
der nach Wien gefahren ist, Abschnitte mitgegeben? - - 
Thöny: Ich habe keine mehr gegeben. ' ' 
Verteidiger: Was für Maßregeln, wenn Sie welche getrof- 
fen haben, hatten Sie.'getroffen für sich, nui -sich -finanziell 
zu sichern oder.um eine Flucht zu ermöglichen-?' 
Thöny: An das habe ich nicht gedacht. -
	        

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