Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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schon Mehr üls einmal erklärt, die Einladungen zu den. Ver- 
? wchltungÄratssitzungen seien dukchSie. erfolgt, yber die.Pflicht 
'sie'abzuhalten.war rni^Reglement vorgesehen-. Wie oft waren 
sie notwendig? ' ? . 
Thöny: Monatlich einmal. 
Präsident: Waren diese Einladungen durch Sie im Ein- 
vernehmen des Präsidenten gemachi? worden oder ivar cS 
■ Ihnen.freküberlassen. sieeinzuberufen oder nicht?' 
- ? Thöny: m habe den Präsidenten. immer telephonisch 
- angerufen; ob -es Lhm passe , die Sitzung zu huben. Dan», je 
nach seiner Aussage, habe ich die'Mitglieder verständigt. ; 
- - Präsident: Sie -haben bis Ende April 198E''regckniähig 
Sitzungen gehübt'?- n - - 
" Thöny: Id'.,-- . ' 
' ' Präsident:' Wicviele-'iuonätlich? 
Thöny: 1—2, in der Regel 2. 
' StaatZaNwalt: Es muh ei» Unterschied gemacht werden 
' zwischen MrwaltungZrat und Ausschuß. ' 
Verteidiger: NaÄ; dein Reglement versammelt sich -der 
Verwaltiingsrat auf Einladung des Präsidenten. - 
. Ich-möchte fragen. ob, als Sie verhaftet wurden. leine 
Kontrolle der Münzlisten und keine Abnahme dieser Bestände 
erfolgt ist. Sodas; Sie nach Monaten erst darüber gefragt 
- wurden.: ;' 
- Thöny: Das stimnit einesteils. Die Schwcizersranken 
' sollen aufgenommen worden sein, der Bestand der fremden 
' Sorten aber erst drei Monate später, als der neue Verival- 
tuNgSrat das Amt angetreten hat. kontrolliert. Bis dahin 
wurden fremde Sorten nicht kontrolliert. 
Staatsanwalt: Sie sagen. eS sollen die. schiveizerischeii 
Frankenkoirti gewesen sein? Waren Sie nicht dabei? 
Thöny i Nein. 
. Verteidiger: Hat überhaupt keine Uebernahme stattge 
funden von Ihnen an ein anderes Crgaii. 
Thöny:. Nein. 
Verteidiger: Ist nicht unmittelbar nach Aufdeckung der 
- Begangenschaft durch die Kontrollstelle eine genaue Ueberprü- 
fung deS ganzen Bankinstitutes vorgenommen worden? 
Thöny-: Ich weis; nicht, ich iveis; nicht, was gemacht wor- 
■ den ist. 
Ich habe-nur einmal einen Bericht gesehen von der Kon 
trollstelle. ich glaube. am 90. August 1928. da lvare» ver 
schiedene Sache». was den Tatsache» nicht.entsprach. 
Präsident: Die Akten liegen hier. - 
Aber die Kontrollstelle hat eine ganz genaue Ueberprü- 
fnng der Bücher vorgenommen. 
Verteidiger: Ich wollte feststelle», das; sofort bei der 
Verhaftung der Kassasturz in Gegenwart des Thöny nicht 
vorgenommen wurde und speziell die fremden Münzsorten 
nicht kontrolliert worden, find. Das ist so. 
In Bezug auf die Revision in ächte ich fragen: Ist es 
richtig, das; gelegentlich der Revision durch die Kontrollstelle 
auch Kaufgeschäfte zuhanden einer Bank offeriert worden,sind. 
Zum Beispiel für Bureaumobiliar? 
Thöny : Das stimmt. - Ich meine Herr Hächler hat. sehr 
' viel Mobiliar in das Regierungögebäude geliefert, Maschinen. 
- Schreibtische. Kassen. Schränke und Verschiedenes. - 
Verteidiger: Also das von der Regierung eingesetzte Kon 
trollorgan Hai. gleichzeitig Geschäfte über Lieferung von-Bu 
reaumaterialien mit Ihnen gemacht? 
Thöny: Ja. 
Verteidiger: Die Anklage sagt. Sie hätten sich den fa.l- 
:chen Anschein gegeben. zur Vertretung ermächtigt -gewesen 
,»feilt Waren tatsächlich Sie allein berechtigt und verpflichtet, 
die Anstalt nach außen und den Verkehr mit der Kundschaft 
zu vertreten, gemäß Art. 27 und 70 lit. a des R'eglemcnteS. 
Nach dem Gesetze lvar es auch so. das steht im Reglement- 
gesetz. ' . 
Präsident: War für wichtige Geschäfte eine Kollek 
tivunterschrist vorgesehen? Und-haben Sie unter wichttgen 
Geschäften nur die Unterzeichnung der Kassaobligationen ver 
standen? 
Thöny: Wie das dazumal gemeint war. kann ich nicht 
sagen, ich weiß nur, das; jeder einzelzeichnu.ngsberechtigt ist. 
Nach dem Beschlusse, nian hat dazumal nicht gesagt, für dieses 
Geschäft müssen zwei Unterschriften sein, für jenes Nicht. 
Präsident: Ja waren Sie der Auffassung, daß die ur 
sprüngliche Bestimmung, wonach wichtige Geschäfte trotz dem 
Kollektivgeschäft überholt ivorden sei. 
Thöny: Die Eintragung in das Handelsregister ist später 
erfolgt. 
Präsident: Waren Sie der Meinung, daß Sie überhaupt 
in allen Dingen allein zeiichungsbercchtigt seien? 
. Dr. Budschedl: Steht im Geschästsrcglement nicht drin. 
..nur was ausdrücklich da ist" ? 
Thöny: Es steht nirgends etwas davon, daß für wich 
tige Geschäfte eine Kollektivbestimmung notwendig ist. 
Präsident: Ich denke, es ist am einfachsten, ich bitte das 
Zirkular da von Thöny?. 
Verteidiger: Ich bitte um Ansknnst, ob nicht Mitglieder 
vom Verwaltnngsrate und von der Kontrollstelle vorschrifts 
widrig Kredit in Anspruch genommen haben. 
Thöny: Das-stimmt auch. 
Verteidiger: Wollen Sie nicht vielleicht, was Sie wissen, 
mitteilen? 
Thöny: Ich weiß, daß ein Verwaliungsratsniitglied. den 
Namen will ich nicht nenne». Kredit in Anspruch genommen 
hat und das; ich mehr als ein Jahr lang Arbeit gehabt habe, 
bis ich Deckung erhalten konnte. Daß Walser Kredit in An 
spruch nahm ohne Deckung.- stimmt auch. 
Verteidiger: Hatte Walser nicht in allen Kreisen des Vol 
kes. im Verwaltungsrat, im Landtag, in der Regiernng das 
allergrößte Ansahen und man darf wohl sagen, einen entschei 
denden Einfluß besessen? . 
Thöny: Ja das hat er. 
. Staatsanwalt: Es tut mir leid, in diesem Falle Stellung 
.nehmen zu müssen. Cs ist nicht angängig, dös; dein Angeklag 
ten die Antivort mit der Frage schon in den Mund gelebt 
wird. Das Gesetz verbietet suggestive Fragen. 
•» Präsident: Herr Staatsanwalt, das stimmt. Ich habe dem 
Verteidiger gegenüber eine gewisse Befragung zugestanden, 
weil er-Hie Verteidigung des Angeklagten übernommen hat. 
Verteidiger: Ich glaube, es hätte nichts geändert', ivenn 
ich gefragt hätte, was für ein Ansehen hat Herr -Walser als 
Politiker gehabt? 
Thöny: Nein. 
Verteidiger: Also welches Ansehen hatte Herr -Walser 
als Politiker und >vie war die Meinung der weiteren Kreise 
des Volkes im Landtag, in der Regierung, bis zum Regie 
rungschef hinauf in bezug auf die Fähigkeiten und die Ver 
trauenswürdigkeit" des Herrn Walser als Geschäftsmann? 
Thöny: Walser war der Führer der Bolksp'artei. er war 
eine der Hauptpersonen bei der Volkspartei, bei weiten Krei 
sen des Volkes.
	        

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