Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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So ist es erklärlich, daß schon ungefähr einen Mo- 
nat -nach Bestand der-Firma bereits Kredit in Anspruch 
genommen werden-mutzte. Offenbar wäre dies' bei'der 
Sparkasse nicht möglich gewesen» weshalb WaUr- sich an 
die Schweizerische .Genossenschaftsbank - in Sk/^Gällen. 
wandte-. . Zur Sicherheit der Schweizer.. Genossenschafts 
bank des ihm eingeräumten Kredites leistete Thöny am 
24. Oktober 1926 über Bestimmung Walsers die Söli- 
darbürgschaft. 
Daß Thöny hiezu kein Recht zustand, Mutzte ihm 
sowohl,als auch Walser nach den Sparkassegesetzen voll--' 
kommen klar sein, zumal bestimmt ist, daß bei Ge 
schäften, die die Mittel der .Sparkasse mit mehr als 
10,000 Fr. in Anspruch nehmen,' ein einstimmiger Be-' 
schlutz. von 5 Verwaltungsmitgliedern' notwendig war,. 
Thon; selbst die Befugnisse zu einer Belastung voir 
höchstens. Fr. 1500, wenn dieser gesetzwidrige, Beschluß des 
Verwaltungsrates überhaupt rechtswirksam sein sollte,, 
sonst nur von -höchstens 1,000. Fr. hatte. 
Diese Bürgschaft wurde nicht gebucht,'sohin die Ver 
waltung vollkommen über die Uebernahme der Bürg 
schaft irregeführt, außerdem wurde auch die Genossen 
schaftsbank durch die. Unterfertigung der Bürgschafts- 
Urkunde durch Thöny in Irrtum geführt, weil sie' mei 
nen mutzte, - datz Wies ein vollkommen normales Bankge 
schäft sein sollte und dies auch tatsächlich annahm. Datz 
da für die Sparkasse ein Schaden erwachsen sollte, lüg 
einerseits schon deshalb klar auf der Hand, weil festlag, 
datz bei PückfoöderÜng der Bstrgschgft/' WtsfeL d.en Be 
trag nicht-' sosört' ioerde/öezähl^n können, Brügger selbst, 
wie sich später erweist, als Finänzsträfling ebensowenig 
decken konnte. 
Der verbürgte Kredit von Fr. 8,000 reichte nicht 
aus, , schon nach ungefähr einem.Monat, am.9. Novem 
ber, mutzte der Kredit erhöht werden -und dieser jetzt 
auf Fr, 13,000, am .18. November ebenfalls, auf Fr. 
20,000. Im Jänner 1927 war sich Walser über seine fi 
nanzielle Situation vollkommen. im Klaren, denn er 
hatte vor seiner Abreise noch eme Reihe von' Verbindlich 
keiten in Liechtenstein zu ordnen, und nahm nun zu Wech 
seln Zuflucht, die er sich teils. von Thöny «valieren,, 
teils indossieren lieh. (Beck Seite 76). 
jWalser war inzwischen von Rumänien zurückgekehr 
und vermochte Thöny.zu weiterer Bürgschaftsleistuing zu 
bekommen, am 20. Jänner auf. Fr. 27'000. Am 14. 
- Februar'l1927 erhöhte er sich quf 37,000 Fr^-am 10. Marz 
1927 'a uf Fr. 50,000. Pon all diesen Burgschaftsüber 
nahmen ' wurde keine Buchung' getroffen. 
/ Walser selbst gibt zu, datz diese von ihm. veranlagte 
Bürgschaftsleistung gegenüber dem Verwaltungsrat' ün- 
str Verheimlichung erfolgte. 
■*/ ' Datz solche Kreditinanspruchnahme mit'd'em Schaden 
für die Sparkasse verbunden sein mutzte, lag von vorne- 
herein klar auf der Hand, selbst auch dann, wenn schlietzlich 
noch durch Liquidation der Betrag wieder hätte.gedeck 
werden können, dann konnte dies doch niemals bei Rück 
forderung des verbürgten Kredites, der- nach allgemei 
nen Bestimmungen jederzeit fällig , war, geschehen, weil 
.solche Beträge nur von der Sparkasse,'nicht' aber von.der 
ÄW^EeMhr belasteten Firma geschehen konnte. Walser 
Wie Thöny zur ersten Handlung verleitet, er war selbst 
bK den Kreditoerhandlungen in St. Gallen! Dann,runder 
Folge hatte er Thöny Generalvollmacht gerben und 
von allen- den Sachen gemutzt Und' sichs ckit Thöny. über 
den Vorteil verstanden! 
;;,... - ■ II. • 
.'Ass dann:von der Eenossenfchaftsbank infolge un 
redlicher Manipulationen «der schuldnerischen Firma -er 
Kredit zurückperlangt wurde, mutzte Thöny. einspringen. 
Die Schuld.der,Firma Walser und Bjyigger mar bis auf- 
Fr. -110,000. angewachsen und damit es bei Walser.nicht 
zum Falliment und in der Folge auch zur 'Aufdeckung sei 
ner inzwischen..begangenen weitern «Machenschaften komme, 
hat Thöny nicht.nur den verbürgten Betrag von. 50,000 
Franken, s ondern darüber hinaus noch weitere Fr. 63,000 
bezahlt, all dies wiederum auf Anraten und Anstiften 
Walsers. Der Schaden, der^ der Bank erwuchs aus diesen 
Handlungen, belauft , sich auf Fr. 110,000. 
... 
Dem ungehemmten TätigkeitSdÄngen Walsers hatte 
die Betätigung als Landtags.abgeordneter^ Obmann der 
Volkspariei, Gastwirt, Lederiyarenecheuger, im Handel 
-mit Mehl- .und Futtermitteln, in. Wer Schnapsbrennerei 
und als Inhaber, eines. AuskünftbüroS, sowie als« Berater 
der Klassenlotterie nicht genügt. Er sah in der Klassen- 
’lotterte ein Feld Wer Erzielung ungeahnter Gewinne,' 
leider wirkte es sich nicht. Im gehofften Matze aus. Daher 
mutzte dann die Grenze.der . Tätigkeit der Klässenlotterie. 
weiter gezogen werden. Dort aber, wo etwas Kultur 
und Ordnung doch noch zumindest dem Gesetze nach gel 
ten, war aber Walsers BetätigungSdräng'en.d.üs Feld 
verschlossen, daher denn sein Auge nach, dem Orient 
zielte. Rumänien sollte , das glückbringende Land sein. 
Dort die Lose der. Klassenlotterie zu verkaufen, war 
sein Bestreben. Zu diesem Behufe mutzte Walser Nach 
Rumänien fahren. Die Verwirklichung seiner Pläne sollten 
ausschlietzlich seine Sache, sein.' Um. dgS Geld, für'represen- 
tatives 'Auftreten und — wie. ja auch verständlich ist — 
auch für die Oeffnung verschlossener Türen mutztq Thöny 
Geld geben. Die runde Summe. von Fr. 15,000 mutzte 
her und Thöny gab sie, wiewohl auch die «Mittel Krapp 
waren;, bewußt gegen Gesetz und'Reglement hat er ohne 
Buchung das Geld Walser gegeben, .so aus den ihn, 
anvertrauten Geldern zweckwidriger Verwendung zuge 
führt. Walser hat .ihn dazu gebracht/, düs Geld dann für 
sich verwendet, nach vorherigem Einverständnis darüber. 
Das ,.Wie" blieb sein Geheimnis"!' Datz er im- Schlaf 
wagen erste Klasse- nach Rumänien gefahren und'.einer 
der besten Gäste des Speisewagens war, läht ungefähr 
darauf schließen (Kariger O- R. Iß). , '. 
.Um über die Bestimmungen des Vertrages mit Wal- 
jer zu verhandeln, war am Samstag, den. 28. Novem 
ber 1926 Dr.' Rasche, Justitiar , des' Mlrmer Bankver 
eines nach Vaduz gekommen. .Am Sonnabende wurden 
die. Verhandlungen «.gepflogen, . Walser suchte' Um' einen 
Kredit von RM.' 300,000 .beim Bärmer Bankoeiein an 
und stellte dafür die .selbstoer.stLndlich.e BArgschaft-der 
Spar- und' Leihkasse des 'Fürstentums Liechtenstein, Liech 
tensteinische Landesbank mit. unbeschränkter LandesMan- 
tie. . ' ' .' 
Hiezu bedurfte er aber der Unterschtiften, Thönys. 
Solche zu erreichen, war. bei. den engen Beziehungen offen 
bar nicht schwer. Svtmtag vormittags wurde in Wal-
	        

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