Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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der Landesbank abzuliefern habe, während der Rest ihm Carbone gibt über die Dr. Goldfinger in Buba- 
zufalle, jedoch mit der Verpflichtung, feinen Teil bei Pest überlassenen 4 Akzepte der Landesbank eine von 
Wechselverfall selbst einzulösen. den Versionen Walsers und Justus abweichende Dar- 
Diese Spekulation erwies sich als verfehlt, denn stellung. Nach seinen Angaben sind die ersten drei 
nach den durch die Sanierungskommissionsmitqlieder Akzepte von ihm Dr. Goldfinger übergeben worden 
Rechtsanwalt Dr. Marxer und Prokurist W. Fehr mit der Bestimmung, daß der Wechselerlös nach Ab 
habe der Wert der Aktie keineswegs 3 >/Z Dollar zu zug der Diskontspesen zur Hälfte als Anzahlung aus 
jener Zeit betragen und hätten die Stücke nur zum das Nitrogen- Geschäft zufalle. Bei Nichtzustandekom- 
Preise von 2 Dollar verkauft werden können. Ueber- men des Nitrogen-Geschäftes hätte allerdings Gold- 
dies müsse damit gerechnet werden, daß der' rumä- finger seinen Teil, also die Hälfte der Wechselsum- 
nische Staat das Unternehmen nationalisiere. In die- men, selbst zu bezahlen, welcher Fall nun - tatsächlich 
sem Falle müßten aber bedeutende Mittel in das Un- wegen des Scheiterns des Geschäftes eingetreten sei. 
ternehmen hineingesteckt werden. Das Unhaltbare der Der letzte Abschnitt über frs. 50.000.— sei vollständig 
Spekulation Walsers habe offenbar darin bestanden, als Vorschuß auf das Nitrogen-Geschäft an Dr. Gold- 
daß er die Möglichkeit der Zukunft mit der Wirklich- finger übergeben worden. Die Hälfte des Diskontcr- 
keit der Gegenwart verwechselt habe. Außerdem sei löses aus den ersten drei Abschnitten hat Dr. Gold- 
im Syndikatsvertrage der Aktienerwe^b an die schwere finger tatsächlich an die Angeklagten abgeliefert. Nach 
Bedingung einer Kreditgewährung von 250.000. — der Übereinstimmenden Sachdarstellung von Walser. 
Dollar geknüpft. Beck. Carbone und Justus flößen aus diesen Geldern 
ca. 25.000.— S. an Carbone, 14.000.— S. an Wal- 
- ' ^ ... ser und Beck und zwei mal 3.000.— S..an Hugo Thö- 
Dr. Goldfinger und Alexander Justus bestritten, „y in Bukarest, den Rest behielt Justus. 
. daß Ersterer die Verpflichtung übernommen habe, den 
Diskonterlös aus den erhaltenen Akzepten an die Lan- ■ Diese Unterhandlungen bezüglich des Nitrogen» 
desbank abzulrefern. vielmehr hatte- er die Akzepte . Geschäftes spielten sich im Mai 1928 in Budapest qb. 
' 30.000. unb ¿yraiuen oO.Ooo^ Drei weitere Akzepte von zwei mal je Frs. 50 000.— 
als Vorschutz aus das Nttrogengeschaft erhalten, vm „,,d ein weiteres von Frs. .100.000 — gelanaten eben 
übrigen habe er Frs. 50.000.— aus dem Diskonter- *~rra .... ax----—4- B a 
lös an Walser, Beck und Carbone abgeliefert. 
falls zur Diskontierung. 
«N TO U n>- * - c« « n o i. Ein weiteres Akzept von Frs. 50 000.— wurde an 
als Beschuldigte e,„vernommene A. Justus be- Dr. Sigmund Justus gegeben, der es wieder zurück- 
statigt ,m Wesentlichen die Angaben Walsers sowohl 
was die-Anlage und Ausdehnung der Nitrogen-und 
Kunstdüngerfabrik, die innere Bilanz und den innren Zwei weitere Wechsel von zusammen Frs. 350.000 
Wert der Aktien w,e auch den Gegenstand des Per- wurden bei Dr. Süegy. Notar in Budapest Hinter 
trages m,t Dr. Goldfinger anbetrifft. Ein drittel der legt. 
Aktien sei im Besitz der Pester-Ungarischen Kammer- ' 
.zialbank, ein weiterer Drittel befinde sich im Besitze Die weiteren Versuche, Akzepte zu diskontieren, 
der Kreditbank (Rothschild-Gruppe) und der letzte Drit- sind nur mehr zum Teil.gelungen. .So wurden von zwei 
tel sei in den Händen Dr. Goldfingers, auch Alexander Akzepten über je Frs. 300.000.— eines nicht unter- 
Justus will das Geschäft als durchaus seriös und gebracht und wieder zurückgegeben; ein anderes mit 
gewinnbringend angesehen haben. Er und Schmidt 10.000.— Pengö belastet, deponiert bei der tzolzbank 
hätten bereits eine Viertel-Million in das. Geschäft in Budapest. . 
Hineingesteckt. 
Ein weiteres Akzept von Frs. 10.800.— ist bei 
Inzwischen wurden dann die Aktien gerichtlich ver- der Sparkassa Koloska mit 5.800.— Pengö belastet, 
steigert. Bei all diesen Akzeptverschiebungen waren die An- 
Bezüglich der -dem D. Goldfinger übergebenen ß^!^" Walser^Beck und Carbone in gleicher Weise 
4 Akzepte erklärt Alexander Justus, daß Goldfinger ^ kigurierte wieder als Alle,nzeich- 
Fr. 100.000— als Vorschuß für das Nitrogen- Ge- "ungsoerecyttgter. 
schüft durch Carbone erhalten habe. Er habe die sämt- „ . 
lichen 4 Akzepte bei der Bayerischen Hypothekenbank über?8 aller v,er Angeklagter 
in München voll diskontieren lassen. ' ^ den.mneren Wert der Wvogen- 
1 Aktiengesellschaft, d,e ganz ms Blaue gehende Fman- 
Fr. 100.000— habe Golfinger für sich selbst be- SSL &i äf 8&rä " 9te auch hier dem Ge- 
-n. wyrE« -- *. «MH- 5-.tz°-d-n Sar- 
halten, 
bone, Beck, Walser und Justus abgegeben habe. 
Geschäftes durch die Angeklagten auf. 
Die von ihnen bestrittene Schädigungsabsicht wird 
Nachdem das Nitrogen-Geschäft nicht zustande ge 
kommen sei, habe Goldfinger, die Fr. 100.000.— wie- y 
der zurückzuerstatten, zumal er aus dem ihm von ihm schon durch den Umstand erwie1sem""dclß" wenigstens 
und Schmidt ihm (Goldfinger) geleisteten Anzahlungen Walser, Beck und Carbone ihren großen Verbrauch 
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genügend gedeckt sei. 
und Aufwand aus den ertragenen Geldern deckten.
	        

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