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Thöny hat sich auch in-diesem Geschäfte, wie im
mer als alleinzeichnungs- und verfügungsberechtigt
aufgespielt.- Immer mehr aber erweiterten sich die Ge
rüchte, von Unsauberkeiten bei der Landesbank und
man wurde schon allgemein stutzig.Da und dort konnte
.man davon hören, daß etwas bei der Sparkassa nicht
in Ordnung sei. Die Anfragen bei nahestehenden Ban
ken und.anderen Stellen häuften sich, und schon flat-
terten.auch die Gerüchte in den Nachbarstaaten in diese
und jene Institute. Die fürstliche Rechnungskanzlei,
wurde dringlich und erhob schwere Bedenken bezüglich
der Vorgänge bei der Sparkassa. Sie hatte sich genö
tigt gesehen, zur Erklärung, daß die' fürstliche Ver
mögensverwaltung mit den umlaufenden Verpflichtun
gen sich nicht identifiziert. Verwalter Thöny wurde
zur Rede gestellt aber nicht nur einmal, sondern wie
derholt stellte er seinem unmittelbar Vorgesetzten, dem
Verwaltungsratspräsidenten Dr. W. Beck gegenüber
jedes-unerlaubte Geschäft bei der Sparkassa in Abrede.
• Es war nun höchste Zeit für die Beschuldigten.
auf alle mögliche Weise Mittel flüssig zu machen,
um die bisherigen Transaktionen abzudecken und sei
es nur vorläufig und auf kurze Zeit, um, dadurch
weiter Zeit zu gewinnen, und als solches Rettckngsmit-
tel tauchte wieder unter dem Einflüsse des Alexander
Justus, das sogenannte Nitrogengeschäft auf, von dem
sich Walser goldene T^e versprach, Auf dieses Ni
trogengeschäft stießen Walser Anton und Alexander
Justus gelegentlich einer Reise nach Budapest.
Bei diesem Nitrogengeschäft.handelt es sich um den
Ankauf von Aktien einer Nitrogen- unnd Kunstdünger-
Fabrik in Dicfö Szent Martin.
Der Beschuldigte Anton Walser macht über diese
Angelegenheit folgende Angaben: Die genannte che
mische Fabrik liegt auf rumänischem Territorium, ganz
nahe der ungarisch-rumänischen Grennze und soll die
einzige derartige Fabrik in ganz Rumänien sein. Haupt
sächlich werden in dieser Fabrik Schwefelstoffe. Sal
peter und Kunstdünger fabriziert. Als tzauptabsatzgebiet
für die erzeugten Stoffe kommen Ungarn und Ru
mänien in Frage. 3m Jahre 1927 sollen 1000 Waggon
Kunstdünger nach Ungarn an die dortigen Landwirte
abgeliefert worden sein.'Das in diesem Unternehmen
investierte Kapital beziffere sich auf mindestens 25
Millionen Goldkronen. Es sei auch staatliche Unter
stützung dieses Unternehmens in Aussicht gestannden.
weil- die rumänische Regierung sich um das Werk
interessiert habe, indem ihr damit' die Möglichkeit der
einheimischen Sprengstofferzeugung geboten worden
wäre. Eigentümerin dieses Unternehmens war eine
ungarische Aktiengesellschaft in Budapest.
Ein gewisser Dr. Oskar Goldfinger in Budapest
war im Besitze eines drittels des ganzen Aktienbe
standes von 250.000 Stück. Die Aktien hätten infolge
der Bestimmungen eines Syndikats-Vertrages bis zum
Jahre 1929 nicht en bloc verkauft werden dürfen,
dagegen sei jeder Aktionär berechtigt gewesen, Unter-
beteiligte zu nehmen. Dr Goldfinger habe nun seinen
Aktienbesitz, nämlich 83.000 Stück zum Preise von
3 Dollar das Stück an Werner Schmjdt, Kaufmann
aus Köln verkauft. Bei Schmidt sei zu gleichen Teilen.
der Kaufmann Alexander Justus aus Berlin- ,Wil- -
mersdorf beteiligt gewesen. Im Kaufvertrags zwischen
Schmidt und Dr. Goldfinger seien eine Anzahlung ■
und für die Restsumme'Teilzahlungen vorgesehen ge-,
wesen.- Schmidt sei in der Folge zahlungsunfähig ge
worden und den Verpflichtungenn auf Zahlung der
Raten gegenüber Dr. Goldfinger nicht mehr nach- -
gekommen. Die Aktien hingegen seien sukzessive im
Werte gestiegen, welchen Anlaß Dr. Goldfinger dazu
benützte, vom Kaufverträge zurückzutreten. Dr. Gold
finger habe sich bereit erklärt, die Hälfte seines Ak
tienbestandes, nämlich 41.500 Stück Nitrogen-Aktien,
mit einem Aufschlag von Vs Dollar pro Aktie dem
Alexander Justus zu liefern. Er (Anton Walser) habe
nun mit Justus vereinbart, mit ihm gemeinsam die ?
41.500 Stück Aktien von Dr. Goldfinger zu erwerben, j
Die Käufer hätten bereits einen Wiederkäufer gefunden j
gehabt, welcher die Aktien um den Mehrpreis von 1
einhalb bis ein Dollar pro Stück hätte abnehmen \
wollen. Der innere Wert der Aktie habe damals— j
im Frühjahr 1928 - mindestens Frs. 35.— • betragen, j
weil die letzte Bilanz (Innenbilanz) basierend auf dem ;
Gewinne des letzten Jahres, auf 8 bis 9 Millionenn !
Goldfranken lautete.
Demzufolge habe er (Walser) mit einem Gewinn!
von 1 Vs bis 2 Dollar pro Aktie bestimmt rechnen j
können.
Mit Dr. Goldfinger sei abgemacht worden, daß
der Kaufpreis in »/4 tel bis 1 Vs Jahren bezahlt wer- !
den könne. Diesfalls aber hätte die, Kaufsumme sicher
gestellt werden müssen, durch Akzepte der Liechten- '
steinischen Landesbank, oder- in anderen Werten. Der -
Kaufvertrag sei Brief und Gegenbrief abgeschlossen
worden. Dr Goldfinger hätte seinen Brief unterzeich
net, Walser seinerseits aber den Gegenbrief nicht aus-,
gehändigt.
Bei diesen Vertragsverhandlungen sind dann dem
Dr. Goldfinger vier Akzepte der Liechtensteinischen Lan
desbank übergeben worden und zwar durch. Carbone:
1 Akzept der Landesbank de Fr. 30.000.—
1. Akzept der Landesbank de Fr. 30.000.—
1 Akzept der Landesbank de Fr. 50:000.—
. 1 Akzept der Landesbank de Fr. 50.000.—
zusammen Fr. 160.000.—
Walser behauptet, daß von diesen Akzepten der
Landesbank lediglich das letzte de Fr. 50.000.— dem
Dr. Goldfinger als Vorschuß im Nitrogen-Geschäft
bezw. als Anzahlung an die gekauften Aktien gege
ben worden sei. Die anderen Akzepte seien als reine
Bilanz-Wechsel Dr. Goldfinger mit dem bestimmten
Aufträge ausgehändigt worden, daß er die Abschnitte
diskontieren lasse und den' Diskonterlös zur Hälfte