Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

- 26 - 
Handlung bestrittenen, vorher teilweise zugegebenen An 
gaben der-Buße- Bank zum Ankauf von Buße-Bank 
Aktien verwendet werden. Da sich das Geschäft mit 
Rathe zerschlagen hatte, wurde der hiefüc bestimmte 
Betrag Beck übergeben und auf Veranlassung Becks aus 
sein Deckkonto beim Schweiz. Bankverein in Zürich 
überwiesen, wo von Thöny und Beck einverständlich 
Darüber verfügt wurde. 
Der Wechsel von Frs. 250.000.— wurde dann der 
Basler Handelsbank in Zürich übergeben und wurde 
von dieser dann die Bezahlung gefordert und Thöny 
mußte nun tatsächlich aus den der Sparkassa zur 
Verfügung stehenden Geldern die Zahlung bewerkstel 
ligen. ' 
Das Mißglückte Rathe- Steinförde- Geschäft hatte 
insoferne ein Nachspiel, als es zu einer Trübung des 
Verhältnisses zwischen Niko Beck und Rudolf Car 
geführt hatte. Niko Beck war durch Einflüsterungen 
Millners auf den großen Aufwand Carbones auf 
merksam gemacht worden und wollte diesen deshalb 
allmählich abschütteln, während aber Carbone seine 
Beiseitestellung bei diesem letzten Geschäfte sehr un 
liebsam vermerkte. Aus diesen Anlässen kam es eines 
Tages im Büro der von Carbone selbst gegründeten, 
Gesellschaft Amroc in Berlin in den Räumen der 
Bußebank zwischen den beiden zu heftigen Auseinan 
dersetzungen, in deren Verlauf Niko Beck gegen Rudolf 
Carbone tätlich wurde. Carbone wurde dann von Beck 
gezwungen, ein schriftliches Geständnis zu unterfer 
tigen, das folgenden Wortlaut hatte: 
„ Ich habe wissentlich, unter falschen Angaben 
bei Ihnen Kreditbeträge aufgenommen, die 
angeblich zur Verwertung der.Dia- Carbone 
Patente.verwendet werden sollten. Ich habe 
die auf Grund Ihrer Wechsel- Verpflichtungen 
flüssig gemachten Gelder nicht, oder nur zu 
einem ganz kleinen Teile bestimmungsgemäß 
verwendet. 
Ich anerkenne hiemit ausdrücklich, bewußt eine 
strafbare Handlung begangen zu haben. 
Des weitern erkläre ich, daß ich sie absichtlich 
über Verhandlungen bezgl. der Dia- Carbone 
Patente irregeführt habe, um für nie ine Pri 
vatbedürfnisse, insbesondere auch zur Bezah 
lung alter Verbindlichkeiten von Ihnen.Geld 
herauszubekommen." - 
Dieses Geständnis spricht unzweideutig für die 
Schuld Carbones. Die Tatsache, daß Carbone die aus 
den Diskonterlösen für sich genommenen Gelder zuge 
standenermaßen zum allergeringsten Teil für, die Bo- 
genlampeusache und zur Hauptsache zur Tilgung alter 
Schulden, zur Gründung der Amroc und zu privaten 
Anschaffungen, wie Autos, zur Haltung einer Woh 
nung, deren Miete im Monat 800.—' Mark kostete 
jk. verwendete, läßt den zwingenden Schluß zn, daß 
Carbone schon im Zeitpunkte der Darlehenserhebung 
sich in keiner Weise mit der Absicht trug, die Gelder 
.zum vorgegebenen Zwecke der Verwertung der Dia- 
Carbone-Lampenpatente zu verwenden, sondern .sich 
damals bewußt falscher Angaben bediente, um Thöny 
in Irrtum zu führen und unter Ausnützung dieses 
Irrtums von ihm die Geldbeträge zu. erhalten. 
Das Geständnis, wie vorstehend wiedergegeben, 
.datiert vom 9. Jänner 1928. Carbone will dasselbe 
wenigsteirs nicht im vollen Umfange gegen..sich Zelten' 
lassen, er erklärt, daß dasselbe aus der damaligen 
taktischen Lage Heralls, geschrieben worden sei.. Er ha 
be nämlich erfahren, daß Beck und Thöny hinter seinem 
Rücken in Berlin versucht hätten, unter Ausnützung 
der von ihm gebrachten Beziehungen Gelder zll be 
schaffen und Geschäfte zu tätigen. Dies habe ihn ver 
anlaßt, den vom 4. Jänner 1928 datierten^ Brief an 
Thölly zu entwerfen, in welchem er auf die Unstatt 
haftigkeit der Wechselausstellungen durch Thöny auf 
merksam machte, mit Enthüllung dieser Machenschaften 
drohte und die Einlösung der sämtlichen .mit seinem 
Obligo versehenen Wechsel vor Verfall forderte und 
sich rühmte,daß es ihm zu verdanken sei, daß die Wech- 
feltransaktionen ohne Bekanntgabe der Sahungeil 
der Sparkassa haben durchgeführt werden körmen. 
.Diesen Brief, den Carbone nicht absandte, sondern"' 
offen auf seinem Pulte itu Büro der Amroc liegen 
ließ und -der Beck und Thöny davor - abhalten sollte, 
ohne seine Mitwirkung weitere Geschäfte zu- tätigen, 
habe Beck zufällig entdeckt und gelesen. Er sei darüber 
äußerst empört gewesen und habe verlangt, daß er 
.(Carbone). das vom Beck verfaßte Geständnis vom 
9. Jänner 1928 unterschreibe. Er (Carbone) habe dies 
deshalb getan, um mit Beck wieder Frieden, zu schlie 
ßen, weil er- Beck, bezw. die Landesbank für ein neu 
aufgetauchtes Projekt, nämlich das Coburg-Geschäft 
gewinnen wollte. 
Tatsächlich waren auch Carbone und Beck in we 
nigen Tagen wieder gute Freunde. ^ 
Festzustellen ist, daß Carbone das vorbezeichnete 
Geständnis vom 9. Jänner 1928 von Beck nicht am 
Tage des Zusammenstoßes mit Carbone in den Amroc- 
Räumen zur Unterschrift vorgelegt wurde, sondern Beck 
ließ noch eine Nacht vergehen und hat also erst, wie 
es überhaupt seine Gewohnheit war in geschäftlichen 
Dingen, nach reiflicher Ueberlegung Carbone das Ge 
ständnis vorgelegt und Nicht im ersten Impuls. 
Aus dem vorerwähnten Briefe vom 4. Jänner 
1928 geht hervor, daß Carbone, um die Machenschaften 
der Mitbeschuldigten Thöny und Beck wußte, und 
daß ihm das Unstatthafte der getätigten Wechseltrans 
aktionen bekannt war, ergibt sich auch aus dem Zu 
geständnis Carbones, daß anläßlich der Verhandlungen 
zwischen Carbone und Waldemar Millner einerseits 
und Thöny und Beck andererseits Mitte August 1927 
in Vaduz von Thöny das Bankgesetz und- Reglement 
der Landesbank vorgelegt wurde und dabei von.der 
.engen Kompetenzlimitierung des Verwalters die Rede 
war, worauf dann geraten wurde, daß bei den Wechsel-
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.